Eine studierte Zeitumstellung
Die Universität Tokio gehörte einst zu den renommiertesten Hochschulen der Welt. Die sogenannte Todai hat bis heute stolze 15 Premierminister hervorgebracht. Heute liegt sie laut einer Bewertung der Nachrichtenagentur Thomson Reuters noch abgeschlagen auf dem bescheidenen 30. Platz. Damit gilt sie zwar immer noch als die beste Hochschule Asiens, dennoch sind ihre Ansprüche höher.
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Die Universität hat sich anhand eines eigens einberufenen Auschusses dieses Problems angenommen. Das Fazit: Das japanische Bildungssystem verpasst den Anschluss an die globale Konkurrenz. Nur 0,4 Prozent der Studenten der Universität Tokio hat letzten Mai einen Auslandsaufenthalt eingelegt. Den meisten Studenten fehlt nicht der Wille dazu, sondern schlichtweg die Zeit.
Laut der Regierung gibt es nicht einmal 70’000 japanische Austauschstudenten pro Jahr. 2004 waren es noch über 80’000. Gerade die USA haben als beliebteste Destination unter den japanischen Studenten seit 1997 einen Einbruch von 60 Prozent erlebt (Asienspiegel berichtete). Gleichzeitig plante letztes Jahr nur eine kleine Minderheit von 2,3 Prozent der US-Studenten gemäss dem Wall Street Journal einen Uni-Aufenthalt Japan.
Alles beginnt im Frühling
Ein Hauptgrund für diese Entwicklung ist der japanische Schul- und Universitätskalender. Dieser beginnt , genau wie das japanische Geschäftsjahr, am 1. April. Für die grosse Mehrheit der Universitäten im Ausland ist der Startschuss jedoch im Oktober.
Aufgrund dessen will Todai-Präsident Junichi Hamada mit der Idee, das akademische Jahr im Oktober zu starten, ernst machen. Gemeinsam mit 11 anderen Universitäten, darunter die ebenso renommierte Universität Kyoto, soll diese Thema Ende April diskutiert und ausgearbeitet werden, wie die Mainichi Shimbun berichtet.
Was sagt die Geschäftswelt?
Um dieses Vorhaben umzusetzen, suchen die 11 Universitäten das Gespräch mit den wichtigsten Unternehmen und Wirtschaftsvebänden, die bislang kaum Bereitschaft zeigten vom eingespielten System abzurücken.
Der Wunsch einer flexibleren Handhabung der Einstellungstermine wird kaum so schnell umgesetzt werden. Die Todai hofft nun, zumindest eine einvernehmliche Lösung zu finden, um eine anfallende Semesterlücke möglichst reibungslos schliessen zu können – damit die japanischen Studenten den Anschluss an die Welt nicht verpassen.
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