Der politische Zeitungsverzicht
In Japans Ministerien im Tokioter Viertel Kasumigaseki herrscht offenbar eine Zeitungsflut. «Ich habe bereits 3 Zeitungen zu Hause abonniert, die ich alle lese bevor ich zur Arbeit gehe. Im Büro muss ich diese nicht auch noch abonniert haben. Also habe ich sie abbestellt», schreibt Katsuya Okada, Vize-Premierminister und Minister für administrative Reformen, in seinem persönlichen Blog. Somit habe er nun nur noch 3 Zeitungen auf seinem Bürotisch am Morgen liegen.
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs.
Die Demokratische Partei ist seit Beginn ihrer Regierungszeit darum bemüht, unnötige Ausgaben in den Ministerien einzusparen. Nun hat es die Zeitungen getroffen. 1,3 Milliarden Yen (12 Mio. Euro) gibt die japanische Regierung für ihre jährlichen Abos aus. Innerhalb von 2 Wochen sind diese Ausgaben gemäss Okada auf 900 Millionen Yen (8,5 Mio. Euro) gestutzt worden. «In vielen Ministerien belaufen sich alleine die Kosten für Zeitungen und Zeitschriften auf 60 Millionen Yen (562’000 Euro)», ereifert er sich.
Im Kampf um die Gunst der Bevölkerung
Die Aufregung des Vize-Premiers hat ihren Grund. Premierminister Yoshihiko Noda will gegen alle parteiinternen Widerstände die längst fällige Erhöhung der Mehrwertsteuer von 5 auf 10 Prozent bis 2014 durchsetzen. Dafür braucht er auch den Rückhalt in der Bevölkerung, die viel lieber als eine Erhöhung der Mehrwertsteuer die verschwenderischen Ausgaben in den Ministerien gekürzt sähe.
Entsprechend publikumswirksam kämpft Okada um deren Gunst. Auch bei den Neuanstellungen setzt er den Rotstift an. Ursprünglich wollte er die Zahl der jährlich neueintretenden Beamten um 70 bis 80 Prozent reduzieren. Das Kabinett hat sich schliesslich für eine Reduktion um 56 Prozent ab 2014 entschieden. Aus den Ministerien gab es so einigen Widerstand, wie die SankeiBiz berichtet.
Papier, Stifte und Zeitungen
Nun musste auch die japanische Zeitungswelt dran glauben. Der Entscheid ist Okada wohl kaum schwer gefallen. Die japanischen Medien berichten nur zu gerne über die sinkenden Beliebtheitswerte der Regierung Noda und über die sich endlos hinziehenden Mehrwertsteuerdebatte.
Das sei kein Angriff auf die Zeitungen, versichert Okada in seinem Blog. Er wollte lediglich aufzeigen, dass Sparbemühungen bei den vertrautesten Sachen beginnen müssten. Als Beispiel dafür nennt Okada Büromaterial wie Kopierpapier oder Schreibmaterial. Und offenbar gehören die Zeitungen in dieselbe Kategorie.
Ohne Abonnenten kein Asienspiegel
Februar 2024 – Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs, der über 5000 kostenlos zugängliche Artikel bietet.
VORTEILE JAHRES-ABO
Jahres-Abonnenten stehe ich für Fragen zur Verfügung. Klicken Sie hier, um mehr darüber zu erfahren.
- Zahlungsmittel: Master, Visa, PayPal, Apple Pay, Google Pay
- Für TWINT bitte via Asienspiegel Shop bezahlen
- Für Banküberweisung hier klicken