17 Jah­re auf der Flucht

Die 3 letzten Flüchtigen: Makoto Hirate (links oben) und Naoko Kikuchi (rechts) sind gefasst. Weiterhin auf der Flucht ist Katsuya Takahashi.
Die 3 letz­ten Flüch­ti­gen: Mako­to Hira­te (links oben) und Nao­ko Kiku­chi (rechts) sind gefasst. Wei­ter­hin auf der Flucht ist Kats­u­ya Taka­ha­shi. flickr/​Skip the Filler

Am Ende lief alles über­ra­schend wider­stands­los ab. Am Sonn­tag­abend um 20 Uhr wur­de Nao­ko Kiku­chi nach 17 Jah­ren auf der Flucht ver­haf­tet. Mit einem kur­zen «Ja» ant­wor­te­te sie auf die Fra­ge der Poli­zei, ob sie die gesuch­te Per­son sein. Ein Hin­weis aus der Bevöl­ke­rung hat­te die Behör­den auf die Spur gebracht haben.

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Die 41-Jäh­ri­ge war 1995 als ehe­ma­li­ges Mit­glied der AUM-Sek­te am Gas­an­schlag auf die Tokio­ter Metro betei­ligt, bei dem 13 Men­schen ums Leben kamen und 6000 Men­schen zum Teil schwer ver­letzt wur­den. Laut Poli­zei­an­ga­ben hat sie zuge­ge­ben, an der Pro­duk­ti­on des töd­li­chen Saringa­ses mit­ge­ar­bei­tet zu haben, ohne aber zu wis­sen, wor­um es sich dabei gehan­delt habe. Kiku­chi wird zudem ver­däch­tigt, an wei­te­ren Anschlä­gen wie in Mats­um­o­to betei­ligt gewe­sen zu sein (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

Nach Nao­ko Kiku­chis Ver­haf­tung ist damit nur noch der 53-jäh­ri­ge Kats­u­ya Taka­ha­shi auf der Flucht. An Neu­jahr stell­te sich mit Mako­to Hira­ta ein wei­te­res ehe­ma­li­ges Mit­glied der AUM-Sek­te gleicht selbst der Poli­zei (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

10 Mil­lio­nen Yen

10 Mil­lio­nen Yen Beloh­nung hat die Poli­zei auf die letz­ten bei­den Flüch­ti­gen aus­ge­setzt. Trotz­dem ist es Kiku­chi in den letz­ten 17 Jah­ren gelun­gen, in der Regi­on Tokio ein unauf­fäl­li­ges Leben zu füh­ren. Seit ein paar Jah­ren leb­te sie mit einem Part­ner zusam­men. Als er sie hei­ra­ten woll­te, weih­te sie ihn offen­sicht­lich über ihre wah­re Iden­ti­tät ein, wie die Yomi­uri Shim­bun berich­tet. Auch der Part­ner muss sich nun vor Gericht ver­ant­wor­ten, weil er der Flüch­ti­gen Unter­schlupf gewährt hatte.

Zuletzt ging Kiku­chi in der Stadt Saga­mi­ha­ra, Prä­fek­tur Kana­ga­wa, unter dem Namen Chi­zuo Saku­rai einer gere­gel­ten Arbeit nach. Für einen Stun­den­lohn von 850 Yen arbei­te­te sie sechs Tage die Woche als Buch­hal­te­rin in einem Unter­neh­men, das sich um die Pfle­ge von Älte­ren küm­mert. Spä­ter übte sie sich auch selbst als Pflegerin.

Ein unauf­fäl­li­ges Leben

In einem zum zwei­stö­cki­gen Miet­haus umge­wan­del­ten Lager­haus leb­te sie mit ihrem Part­ner. Trotz ihres unauf­fäl­li­gen Lebens­wan­dels soll sie gewis­sen Per­so­nen in der Nach­bar­schaft auf­ge­fal­len sein, wie NHK News berich­tet. Bereits letz­tes Jahr habe die Poli­zei aus der Bevöl­ke­rung meh­re­re Hin­wei­se auf Kiku­chis Auf­ent­halt erhal­ten. Sie ging der Spur aber offen­bar zu wenig nach.

Offen­sicht­lich ver­stand es, Kiku­chi unauf­fäl­lig zu leben. Gemäss Poli­zei­an­ga­ben sei das Fahn­dungs­fo­to nur beschränkt hilf­reich gewe­sen. Ihr Äus­se­res sei kaum mehr damit zu ver­glei­chen. So habe sie stark abge­nom­men, eine Bril­le und viel Make-up getragen.

Eine Neben­rol­le

Nach ihrer Ver­haf­tung soll sich Kiku­chi erleich­tert über das Ende ihrer Flucht gezeigt haben. Sie wer­de mit der Poli­zei koope­rie­ren. Für Masa­ki Kito, Anwalt von AUM-Opfern, ist Kiku­chi ledig­lich ein klei­ner Fisch. «Kiku­chi hat zwar an der Pro­duk­ti­on von Saringas mit­ge­macht, sie war aber eher die Assis­ten­tin im Labor», zitiert ihn J-Cast-News. Nao­ko Kiku­chi habe viel mehr eine Neben­rol­le gespielt. Trotz­dem sei ihre Ver­haf­tung wich­tig. «Wenn nicht Invol­vier­te ver­haf­tet wer­den, dann wer­den wir nie ein voll­stän­di­ges Bild erhalten.»

Bereits 12 ehe­ma­li­ge AUM-Mit­glie­der und ihr Anfüh­rer Sho­ko Asa­ha­ra sind zum Tode ver­ur­teilt wor­den (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Alle war­ten sie auf die Voll­stre­ckung des Urteils. Die­se könn­ten sich mit der jüngs­ten Ent­wick­lung noch ein­mal in die Län­ge zie­hen. So wer­den die Ver­ur­teil­ten als wich­ti­ge Zeu­gen in einem Pro­zess gegen Nao­ko Kiku­chi und Mako­to Hira­ta angesehen.

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