Boni für Tep­cos Angestellte

Ewige Bürde: Der zerstörte Reaktor 3 im AKW Fukushima 1.
Ewi­ge Bür­de: Der zer­stör­te Reak­tor 3 im AKW Fuku­shi­ma 1. flickr/​IAEA Imagebank

Tep­co, der Strom­pro­du­zent für 45 Mil­lio­nen Men­schen und Betrei­ber des hava­rier­ten AKW Fuku­shi­ma 1, steckt tief in den roten Zah­len. Anste­hen­de Kom­pen­sa­ti­ons­zah­lun­gen, Ret­tungs­ar­bei­ten, abge­schal­te­te Reak­to­ren und hohe Ener­gie­kos­ten für Wär­me­kraft­wer­ke haben die Aus­ga­ben des Gross­kon­zerns in die Höhe schnel­len las­sen. Der Image­scha­den lässt sich schon gar nicht mehr beziffern.

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Der japa­ni­schen Regie­rung ist nichts ande­res übrig geblie­ben, als zum Mit­tel der «vor­über­ge­hen­den Ver­staat­li­chung» zu grei­fen. Denn ein Bank­rott des Strom­zu­lie­fe­rers der Haupt­stadt wäre die gleich­wohl grös­se­re Kata­stro­phe. 1 Bil­li­on Yen (10 Mil­li­ar­den Euro) wird der Staat ab Juni ein­schies­sen und im Gegen­zug eine Stimm­rechts­mehr­heit von 50,11 Pro­zent erhalten.

Im Gegen­zug wird Tep­co ange­hal­ten, ein Sanie­rungs­pro­gramm über die nächs­ten 10 Jah­re vor­zu­le­gen. Gelingt dies nicht, erhöht der Staat auto­ma­tisch sei­nen Mehr­heits­an­teil auf über 66 Pro­zent. Es han­delt sich um die gröss­te japa­ni­sche Fir­men­ret­tung seit dem Ban­ken-Bai­lout in den 90er-Jahren.

Per­so­nal­pla­nung offengelegt

Um die stei­gen­den Kos­ten zu decken, hat der Strom­pro­du­zent als ers­te Mass­nah­me eine Erhö­hung der Strom­ge­büh­ren von 10 Pro­zent bean­tragt. In die­sem Zusam­men­hang hat Tep­co sei­ne Bud­ge­tie­rung für die nächs­ten Jah­re einer Kom­mis­si­on des Wirt­schafts­mi­nis­te­ri­ums vor­ge­legt. Eben­falls auf­ge­führt sind die vor­aus­sicht­li­chen Per­so­nal­kos­ten, die bei den Prü­fern für Kopf­schüt­teln gesorgt haben.

Denn bereits ab die­sem Win­ter will Tep­co die Bonus­zah­lun­gen für sei­ne Mit­ar­bei­ter wie­der auf­neh­men. In den nächs­ten 3 Jah­ren sol­len 73,2 Mil­li­ar­den Yen dafür auf­ge­wen­det wer­den (755 Mil­lio­nen Euro). Ein­zig die­sen Som­mer soll auf Boni ver­zich­tet wer­den, um die staat­li­che Finanz­sprit­ze nicht zu gefähr­den, wie es den Anschein macht.

Der durch­schnitt­li­che Jah­res­lohn eines Tep­co-Mit­ar­bei­ters für den Zeit­raum zwi­schen 2012 und 2014 wür­de sich somit auf 5,56 Mil­lio­nen Yen (57’000 Euro) erhö­hen. Das ist mehr als der Durch­schnitts­lohn von 5,43 Mil­lio­nen Yen (56’000 Euro) in japa­ni­schen Unter­neh­men mit über 1000 Angestellten.

JAL war geduldiger

«Für ein Unter­neh­men, das eigent­lich am Ende ist, fal­len die Kür­zun­gen bei den Per­so­nal­kos­ten sehr beschei­den aus», kom­men­tiert ein Mit­glied der Kom­mis­si­on gegen­über der Yomi­uri Shim­bun den Bud­get­plan von Tep­co kri­tisch. Die japa­ni­schen Kom­men­ta­re auf Twit­ter fal­len ähn­lich aus. «Wes­halb soll die Bevöl­ke­rung 10 Pro­zent mehr Strom­kos­ten zäh­len, wäh­rend die Tep­co-Ange­stell­ten einen Bonus erhal­ten?» lau­tet der all­ge­mei­ne Tenor.

Ande­re vom Staat geret­te­te Unter­neh­men wie Reso­na (2003) oder JAL (2010, Asi­en­spie­gel berich­te­te) zeig­ten sich dies­be­züg­lich etwas gedul­di­ger, wie die Mai­ni­chi Shim­bun in einem Bei­trag fest­hält. Auf bis zu 4 Bonus­run­den ver­zich­te­ten sie zwangs­läu­fig. Bei Tep­co hin­ge­gen wur­de der Bonus für den Som­mer und Win­ter 2011 auf 50 Pro­zent gestutzt, und nur für den Som­mer 2012 gänz­lich gestrichen.

Fes­ter Lohnbestandteil

Bonus­zah­lun­gen stel­len für Japans Fest­an­ge­stell­te einen wich­ti­gen Lohn­be­stand­teil dar. Jeweils im Dezem­ber und im Juni ist Zahl­tag. Vie­le Haus­hal­te rech­nen fest mit die­sen Zustüp­fen. Auch Tep­cos Ange­stell­te kön­nen offen­bar nicht ohne.

Nach der Kata­stro­phe in Fuku­shi­ma wur­de den höhe­ren Kadern des Kon­zerns 25 Pro­zent und den nor­ma­len Ange­stell­ten 20 Pro­zent des Lohns als Sofort­mass­nah­me gestri­chen. Der durch­schnitt­li­che Jah­res­lohn bei Tep­co fiel von jähr­lich 7 Mil­lio­nen Yen im Jahr 2010 auf 5,25 Mil­lio­nen Yen im Jahr 2012 her­un­ter, wie die Asahi Shim­bun nach­ge­rech­net hat. Die geplan­te Lohn­er­hö­hung begrün­det Tep­co mit der Sor­ge, ansons­ten drin­gend benö­tig­te und gut qua­li­fi­zier­te Ange­stell­te zu verlieren.

Neu­ein­stel­lun­gen ab 2014

Spar­sam bleibt Tep­co bei den Neu­ein­stel­lung von Uni­ver­si­täts­ab­gän­gern. Bis 2013 ver­zich­tet das Unter­neh­men gemäss Bud­get­pla­nung dar­auf. Ab 2014 sol­len dann wie­der 500 Neu­ein­stei­ger ver­pflich­tet wer­den, damit das Know­how nicht ver­lo­ren gehe.

Noch hat die Prü­fungs­kom­mis­si­on des Wirt­schafts­mi­nis­te­ri­ums kei­nen Ent­schei­dung getrof­fen. Es ist jedoch zu erwar­ten, dass Tep­co noch eini­ge Male über die Bücher gehen muss. Und solan­ge wer­den Tokios Ein­woh­ner wohl noch die letz­ten Mona­te vor der Strom­erhö­hung geniessen.

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