Japans nuklea­re Ginza

Die in der Präfektur stehenden AKW Tsuruga (oben links), Mihama (oben rechts), Oi (unten links) und Takahama (unten rechts).
Die in der Prä­fek­tur ste­hen­den AKW Tsu­ru­ga (oben links), Miha­ma (oben rechts), Oi (unten links) und Taka­ha­ma (unten rechts). Fotos: wiki­me­dia, Hiro­rin­ma­sa, KEI

Die Prä­fek­tur Fukui steht kurz davor, der Zen­tral­re­gie­rung in Tokio grü­nes Licht für das Wie­der­hoch­fah­ren der Atom­re­ak­to­ren zu geben. Eine von Gou­ver­neur Issei Nis­hi­ka­wa ein­ge­setz­te Sicher­heits­kom­mis­si­on hat am 10. Juni die pro­vi­so­ri­schen Sicher­heits­mass­nah­men für den Start der Reak­to­ren 3 und 4 im AKW Oi gutgeheissen.

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Die Ver­ant­wort­li­chen hät­ten basie­rend auf den Lek­tio­nen von Fuku­shi­ma die not­wen­di­gen Schrit­te ein­ge­lei­tet, um mit einem Erd­be­ben und Tsu­na­mi umge­hen zu kön­nen, heisst es. Der Ent­scheid wur­de unter Aus­schluss der Öffent­lich­keit den Medi­en bekanntgegeben.

Tumul­te vor der Präsentation

Zuvor war es zu Tumul­ten gekom­men, nach­dem nicht alle her­ein­ge­las­sen wur­den. Zuschau­er hat­ten laut­hals vor den AKW-Gefah­ren gewarnt. Kri­ti­ker monie­ren, dass vie­le bau­li­che Sicher­heits­mass­nah­men im AKW Oi erst in ein paar Jah­ren fer­tig gestellt sei­en. So fehlt es an einem adäqua­ten Kri­sen­zen­trum. Fürs ers­te soll ein pro­vi­so­risch her­ge­rich­te­tes Gebäu­de ausreichen.

Nun liegt es an Gou­ver­neur Nis­hi­ka­wa sei­ne Ein­wil­li­gung zur ers­ten Wie­der­in­be­trieb­nah­me von Atom­re­ak­to­ren zu geben. Seit dem 6. Mai läuft in Japan kein AKW mehr (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Nach einem per­sön­li­chen Besuch im AKW Oi hat Nis­hi­ka­wa sei­ne Ein­wil­li­gung für die nächs­ten Tage angedeutet.

Atom­ab­hän­gi­ge Präfektur

Dem Gou­ver­neur bleibt nicht viel ande­res übrig. Die wirt­schaft­li­che arme Prä­fek­tur Fukui ist von der Atom­in­dus­trie abhän­gig. Sie ist der Strom­pro­du­zent für die Regi­on Kan­sai mit der Gross­stadt Osa­ka. 13 Reak­to­ren, 4 Kern­kraft­wer­ke beher­bergt die Regi­on. Kei­ne ande­re Prä­fek­tur besitzt mehr.

An der Küs­te von Fukui ste­hen die AKW Tsu­ru­ga, Oi, Miha­ma und Taka­ha­ma, alle inner­halb eines Radi­us von 70 Kilo­me­tern. Hin­zu kommt der abge­schal­te­te Schnell­brü­ter Mon­ju und ein For­schungs­zen­trum der Japa­ni­schen Atom­ener­gie­be­hör­de. Im Volks­mund hat das Gebiet den Über­na­men «die nuklea­re Gin­za» erhal­ten. Eine Anspie­lung an das teu­ers­te Ein­kaufs­quar­tier Tokios.

Die AKW-Standorte an der Küste der Präfektur Fukui. Weiter im Süden liegen der Biwa-See, Japans grösstes natürliches Wasserreservoir, und die Grossstadt Osaka.
Die AKW-Stand­or­te an der Küs­te der Prä­fek­tur Fukui. Wei­ter im Süden lie­gen der Biwa-See, Japans gröss­tes natür­li­ches Was­ser­re­ser­voir, und die Gross­stadt Osa­ka. Screen­shot: Goog­le Map

Atom­zu­ver­sicht in Oi

Das Dorf Oi mit sei­nen knapp 9’000 Ein­woh­nern ist ein Para­de­bei­spiel dafür, wie die Atom­bran­che die Prä­fek­tur Fukui umgarnt. Seit das AKW Oi 1979 in Betrieb genom­men wur­de, lebt es sich hier gut. An guter Infra­struk­tur fehlt es hier nicht. 450 Men­schen beschäf­tigt das Kernkraftwerk.

Kein Wun­der, befür­wor­ten gemäss einer Umfra­ge von NHK News 64 Pro­zent der Bewoh­ner von Oi die Wie­der­in­be­trieb­nah­me der Atom­re­ak­to­ren. Das loka­le Par­la­ment stimm­te mit einem über­wäl­ti­gen­den Mehr­heit von 12 – 1 dafür. Auch Bür­ger­meis­ter Shi­no­bu Tokio­ka ist ein reger Befür­wor­ter. Ohne das AKW Oi sehe er schwarz für die Zukunft sei­nes Dor­fes, liess er die Medi­en wissen.

Gemäss der Yomi­uri Shim­bun hat der Staat den AKW-Stand­or­ten in der Prä­fek­tur Fukui zwi­schen 1974 und 2010 346 Mil­li­ar­den Yen (3 Mil­li­ar­den Euro) zukom­men las­sen. Nicht mit­ein­be­rech­net sind die loka­len Inves­ti­tio­nen von Kan­sai Elec­tric Power. «Fukui und die AKW kann man nicht von­ein­an­der tren­nen», erklärt ein loka­ler Geschäfts­mann der­sel­ben Zeitung.

Skep­ti­sche Töne

Ent­fernt man sich jedoch von den AKW-Städ­ten in Fukui nimmt die Skep­sis bezüg­lich einer Wie­der­in­be­trieb­nah­me zu. Die Gou­ver­neur der Nach­barsprä­fek­tu­ren Shi­ga und Kyo­to haben wie­der­holt ihre Vor­be­hal­te geäus­sert. Sie pro­pa­gie­ren eine Zukunft ohne AKW (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Gemäss Umfra­gen stellt sich auch eine Mehr­heit der japa­ni­schen Bevöl­ke­rung gegen ein Wie­der­hoch­fah­ren der Reak­to­ren (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

In den Atom­städt­chen von Fukui will man der­weil nichts von solch kri­ti­schen Tönen hören. Fuku­shi­ma scheint hier weit weg zu sein.

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