Rauchzeichen aus Tokio
Wenn es in Japan um die Formulierung einer nationalen Kampagne gegen das Rauchen geht, dann hat sich in den letzten Jahren im Vergleich zum Westen wenig bewegt. Zu stark wiegen die Interessen von Japan Tobacco, dem Tabakmulti in staatlichen Händen (Asienspiegel berichtete).
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Letzte Woche jedoch hat sich das Gesundheitsministerium Gehör verschafft. So hat sich die Regierung erstmals überhaupt das ehrgeizige Ziel gesetzt, die Zahl der Raucher massiv zu senken. Bis ins Jahr 2022 sollen es noch 12 Prozent sein. Dies berichtet die Asahi Shimbun. Es ist ein Teil des grösseren Plans, die hohe Zahl an Krebsfällen im Land zu bekämpfen.
Todesursache Nummer 1
Krebs ist mit einer Rate von 28,5 Prozent die Todesursache Nummer 1 in Japan. Alleine 2011 starben gemäss Statistik des Gesundheitsministeriums über 357’000 Menschen an einem bösartigen Tumor. Diese Zahl hat sich in den letzten 30 Jahren verdoppelt.
Gemäss einer Studie des Nationalen Krebszentrums ist langjähriges Rauchen für ein Fünftel aller Krebsfälle in Japan verantwortlich.
Zahl der Raucher sinkt
Laut einer Statistik des Gesundheitsministeriums rauchen rund 19,5 Prozent der Japaner. Bei den Männern liegt die Rate gemäss Gesundheitsministerium bei 32,2 bei den Frauen bei 8,4 Prozent. Japan Tobacco geht derweil von leicht höheren Zahlen aus.
Die Anzahl Raucher ist zwar seit einigen Jahren im Sinken begriffen. Dazu beigetragen hat auch die Preiserhöhung für Zigaretten im Oktober 2010 (Asienspiegel berichtete). In vielen Vierteln in Tokio darf auf den Gehsteigen nur in vorgegeben Zonen an der Zigarette gezogen werden (Asienspiegel berichtete).
Etwas andere Rauchverbote
Trotzdem tut sich die Regierung noch immer schwer bei einer wirkungsvollen Bekämpfung. Ein Rauchverbot in öffentlichen Räumen konnte bislang nur in zwei Präfekturen durchgesetzt werden. In Restaurant, Bars und Clubs wird munter weitergeraucht.
Das Gesundheitsministerium scheiterte vor zwei Jahren mit der Idee, ein landesweites Rauchverbot an öffentlichen Orten zu erlassen (Asienspiegel berichtete). Wirklich politisch durchführbar scheint einzig das Rauchverbot im Freien zu sein.
Die Argumente der Tabak-Lobby
Wie das Ziel von 12 Prozent Rauchern im Jahr 2022 tatsächlich erreicht werden soll, ist noch unklar. Auf Widerstand stösst das Projekt durch die oppositionellen Liberaldemokraten und Japan Tabacco. Rauchen soll eine Entscheidung jedes Einzelnen bleiben dürfen, eine Bekämpfung hätte enorme Auswirkungen auf die betroffenen Wirtschaftszweige, so die Argumente der Gegner.
Der wirtschaftliche Schaden wird von diesen Gruppen geflissentlich ausgeblendet. Das Gesundheitsministerium hat berechnet, dass 2005 der Zigarettenkonsum die Gesellschaft 4,3 Billionen Yen (37 Milliarden Euro) gekostet hat. Dazu gehören durch Rauchen verursachte Krankheiten und Brände, sowie auch die eingeschränkte Produktivität am Arbeitsplatz.
Bis zur rauchfreien Gesellschaft ist der Weg in Japan noch lange. Der Anfang ist zumindest getan.
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