Tourismus im Krisengebiet
Noch sind die Spuren des Tsunami im Nordosten Japans überall erkennbar. Die Wiederaufbauarbeiten werden Jahre in Anspruch nehmen. Die freiwilligen Helfer sind bis heute gefragt. Doch gleichzeitig versucht die Region auch wirtschaftlich wieder Fuss zu fassen. Dabei hat sich in den letzten Monaten eine neue Nische entwickelt: Katastrophentourismus. Die Reiseveranstalter nennen es «Studienreise ins Katastrophengebiet» oder ganz einfach «Unterstützen mit Tourismus».
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So bietet Japans grösstes Reiseunternehmen JTB eine 3-tägige Reise nach Minamisanriku und Umgebung an, inklusive Spa-Besuch. Die Kosten für die Tour belaufen sich auf rund 100’000 Yen pro Person (990 Euro). Die kleine Stadt mit ihren 15’000 Einwohnern in der Präfektur Iwate wurde am 11. März 2011 komplett verwüstet (Asienspiegel berichtete).
In der provisorischen Einkaufsstrasse
Auch JR East versucht den Nordosten seinen Kunden wieder näher zu bringen. Eine 1-tägige Unterstützungs-Tour nach Minamisanriku bietet die Bahngesellschaft an. Der Besucher soll im Sun Sun Shopping Village (さんさん商店街) von Minamisanriku seine Einkäufe tätigen und sich ein Bild über den aktuellen Stand des Wiederaufbaus machen. Die provisorisch errichtete Einkaufsstrasse für die lokalen Ladenbesitzer ist zu einem berühmten Symbol des Wiederaufbaus in der Region geworden.
Das Küstendörfchen Tanohata in der Präfektur Iwate, das ebenfalls vom Tsunami schwer getroffen wurde, versucht sich derweil mit Individualangeboten von den Gruppenreisen abzuheben. Hier bieten sich lokale Einwohner an, während einer Stunde über den 11. März 2011 und die tragischen Tage danach zu erzählen. Das Unfassbare soll in Wort gefasst werden.
Langsame Erholung
Über ein Jahr nach dem Tsunami und der AKW-Katastrophe ist Japan als Reiseland für ausländische Touristen auf dem Pfad der Erholung. Im vergangenen Mai sind die Besucherzahlen aus dem Ausland auf 669’000 angestiegen, wie die Nachrichtenagentur Sankei Shimbun berichtet. Das ist im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung um 87 Prozent, aber immer noch 7,3 Prozent weniger als im Mai 2010.
Zu verdanken hat dies Japan seinen Nachbarländern. Noch nie zählte Japan so viele Gäste aus China und Thailand. Gleichzeitig liegt Südkorea zwar immer noch an der Spitze des Feldes, im Vergleich zu 2010 sind es aber immer noch 21,9 Prozent weniger als noch 2010. Taiwan ist gleich nach Südkorea an zweiter Stelle.
Die Gäste aus Europa lassen sich derweil noch etwas Zeit. Hier liege man noch zurück, heisst es bei der Japan Tourism Agency. Der hohe Yen und die Angst um die Auswirkungen von Fukushima klingen noch immer nach.
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