Walfleisch? Nein, danke!
Japan wird sein teuer gefangenes Walfleisch nicht los. Seit Oktober 2011 hat das Institut für Walforschung (ICR), das für den wissenschaftlichen Walfang in Japan verantwortlich ist, 1200 Tonnen an 13 Auktionsrunden feilgeboten. Davon konnten ganze 900 Tonnen, also 75 Prozent, offenbar bis heute nicht verkauft werden, wie die Tierschutz-Gruppierung Iruka & Kujira (Wal & Delfin) berichtet.
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Den Schlamassel hat sich das ICR selbst eingebrockt, als sie im letzten Jahr entschied, das gefangene Walfleisch auf dem freien Auktionsmarkt anzubieten, in der Hoffnung die Ware wieder attraktiver zu machen und die hohen Lagerbestände endlich abzubauen. Dabei hat sich das ICR bös verkalkuliert. Die Preise für die Auktion waren viel zu hoch angesetzt. Ein starker Preisfall war die Folge.
Früher wurde die Ware jeweils zu einem festgelegten Preis einzig an Grosshändler verkauft. Mit dieser Methode blieb die Absatzmenge zwar stets auf gleich bescheidenem Niveau, die Budgetierung für die Expeditionskosten konnte damit jedoch im Gleichgewicht gehalten werden. Das Unternehmen Kyodo Sempaku, welches die Walfangflotte betreibt, übernahm jeweils für das ICR die Aufgabe des Verkaufs.
Die Gründe
Seit Jahren herrscht auf dem Markt ein Überangebot. Das hat einerseits damit zu tun, dass viel billiges Walfleisch aus Island importiert wird. Zudem bevorzugen die noch wenigen traditionellen Walfang-Regionen Japans, ihren lokal begrenzten, frischen Fang. Als Folge türmen sich die Lagerbestände des gefrorenen Walfleischs des ICR. 2010 waren es rund 4000 Tonnen.
Andererseits ist es so, dass in Japan kaum mehr Walfleisch gegessen wird. Um das Interesse wieder anzuregen, verhökert das ICR jeweils mehrere Tonnen Fleisch an Schulen und andere öffentliche Kantinen (Asienspiegel berichtete). Seit Oktober waren es offiziell 230 Tonnen. Eine Umfrage ergab, dass 18 Prozent der öffentlichen Grund- und Mittelschulen Japans mindestens 1 Mal pro Jahr Walfleisch servieren.
Rückkehr zum alten System
Der wissenschaftliche Walfang ist ein Überbleibsel des 1982 eingestellten kommerziellen Walfangs und steht international unter grosser Kritik. Finanziell nicht überlebensfähig, ist der Walfang seit jeher von staatlichen Subventionen abhängig. Der gescheiterte Auktionsversuch hat dies verdeutlicht. Das ICR hat sich aus diesem Grund entschieden, wieder zum alten System des Direktverkaufs mit geregelten Preisen zurückzukehren.
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