Herr über die Senkaku-Inseln
(jak/ma) Eine Insel zu besitzen, ist kein Ding der Alltäglichkeit. Und der Herr über eine der weltweit umstrittensten Inselgruppe zu sein, schon gar nicht. Doch genau dieses Schicksal ist dem 70-jährigen Herrn Kurihara aus Tokio widerfahren.
Er ist der stolze Eigentümer von 3 der 5 Inseln zwischen Taiwan und Okinawa, die er noch bis März 2013 dem japanischen Staat verpachtet hat. Darüber hinaus besitzt auch seine Schwester noch eine Senkaku-Insel, die derzeit das Verteidigungsministerium pachtet. Die Fünfte gehört dem Staat.
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Der heute 70-Jährige hat keine Nachkommen. Auf der Suche nach einer Nachfolgeregelung ist er auf die Regierung der Hauptstadt Tokio getroffen. Mit deren Gouverneur, Shintaro Ishihara, verhandelt er derzeit über einen Verkauf (Asienspiegel berichtete).
Die nationale Regierung unter Druck
Das Angebot löste in den chinesischen und taiwanischen Medien heftige Reaktionen aus (Asienspiegel berichtete). Ishihara, der gerne aussenpolitische heiklen Themen zu seiner innenpolitischen Profilierung aufnimmt, überrumpelte damit Premierminister Yoshihiko Noda. Dieser geriet in der Folge unter Druck und unterbreitete Herrn Kurihara ein eigenes Angebot.
Der 70-Jährige will jedoch nichts davon wissen. Hauptverhandlungspartner bleibe Gouverneur Ishihara. Dies verkündete stellvertretend sein jüngerer Bruder, Hiroyuki Kurihara, in einer Pressekonferenz des Foreign Correspondent’s Club in Tokio. «Es ist nicht unsere Art, den Verhandlungspartner plötzlich zu wechseln. Das wäre unhöflich», liess der 65-Jährige die Medien wissen.
Das Versprechen an den Vorbesitzer
Die Familie Kurihara ist stolz, die Inseln zu besitzen. Sie hatte 1972 die Senkaku von Zenji Koga, dem ersten Besitzer und Verwalter der Inseln übernommen. Das Versprechen war, die Inseln in der Familie zu behalten und im Falle eines Verkaufes einer staatlichen Körperschaft weiterzuverkaufen. Private Offerten in den letzten Jahrzehnten seien entsprechend ausgeschlagen worden.
Nun scheint der Familie die Nachkommen auszugehen. Deshalb sei man auf das Verhandlungsangebot aus Tokio eingegangen, so Hiroyuki Kurihara. «Das einzige Versprechen war, dass wir die Inseln nicht an den privaten Sektor verkaufen würden.»
Reaktionen in China und Taiwan
In den chinesischen Medien wurde ebenfalls über Kuriharas Pressekonferenz berichtet. Die Begriffe Inselbesitzer oder auch Inselverkauf werden mit Anführungszeichen versehen, da für Peking die Inseln eindeutig zu China gehören. So beschreibt die Tageszeitung Guangzhou Ribao Kurihara als selbsternannten Eigentümer. Zu China gehörender Grund und Boden darf weder an Tokio noch an die nationale Regierung verkauft werden.
Viele chinesische Medien wie etwa das Newsportal Huanqiu zitieren den Japaner Murata Tadayoshi, Professor an der Yokohama National University, der in seinem Buch über den Inselstreit ebenfalls der Meinung sei, dass die Inselgruppe ein Teil Chinas sei.
In Taiwan hat man derweil noch andere Sorgen. Obwohl auch die Republik China die Inselgruppe für sich beansprucht, wolle man dies nicht gemeinsam mit Peking tun, so die taiwanische Regierung. Ein Vorschlag Anfang Monat von chinesischen Akademikern, Taipeh und Peking sollten hier zusammen spannen, wies Taiwans Aussenministerium letzte Woche noch einmal zurück.
Lange Geschichte
Seit 1896 gehören die Senkaku-Inseln zur Vewaltungszone der Stadt Ishigaki auf Okinawa. Die Inselgruppe gingen 1932 vom japanischen Staat in private Hände über. Bewohner gibt es seit den 1940er-Jahren keine mehr darauf.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gingen die Inseln in US-Militärverwaltung über. Als die Inseln 1972 an Japan zurückgegeben und damit auch an die Privatbesitzer wieder übertragen wurden, begannen die Streitigkeiten mit China und Taiwan. Beide Länder beanspruchen die Souveränität über Senkaku. Das starke Interesse an den kargen Inseln ist auf das vermutete Erdöl und Gasvorkommen zurückzuführen.
Keine Frage des Geldes
Um Geld geht es der Familie Kurihara übrigens nicht, wie das Familienmitglied Kurihara den Medien zu versichern versucht. «Wir haben die Inseln damals nicht aus wirtschaftlichen Gründen gekauft. Nun befürchten wir jedoch, dass die Leute denken, wir verkaufen die Insel aus Geldgier.»
Diese Sorge wird sich kaum aus der Welt schaffen lassen. Über den Verkaufspreis wird zwar noch verhandelt. In einer ersten Schätzung war bereits von 14 Millionen Euro die Rede.
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