Ret­tungs­ar­bei­ter zwei­ter Klasse

Nicht alle sind hier gleich: Rettungsarbeiter auf dem Gelände des AKW Fukushima I.
Nicht alle sind hier gleich: Ret­tungs­ar­bei­ter auf dem Gelän­de des AKW Fuku­shi­ma I. Screen­shot: Youtube/​Kono­ha­Don­bu­ri

Um das hava­rier­te AKW Fuku­shi­ma im Griff zu behal­ten, benö­tigt Betrei­ber TEP­CO Tau­sen­de von Ret­tungs­ar­bei­tern. Kei­ner von ihnen darf in die­sem ver­seuch­ten Gebiet zu lan­ge arbei­ten. Ist die kri­ti­sche Strah­len­li­mi­te von 50 Mil­li­sie­vert für einen Arbei­ter erreicht, muss er durch einen Neu­en ersetzt wer­den. Es ist ein Ver­schleiss, der die Arbeit­ge­ber vor gros­se Pro­ble­me stellt. Die direk­ten Fol­gen dar­aus sind heu­te schon ersichtlich.

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Erst letz­te Woche wur­de bekannt, dass eines in Fuku­shi­ma ansäs­sig­es­Sub­un­ter­neh­men von TEP­CO im Dezem­ber 2011 sei­ne Ret­tungs­ar­bei­ter anhielt, ihre Dosi­me­ter mit einer Blei­hül­le abzu­de­cken, damit die Strah­len­wer­te auch nie die kri­ti­sche Limi­te errei­chen wür­den. Der Arbeit­ge­ber woll­te damit sei­ne per­so­nel­len und finan­zi­el­len Aus­ga­ben mög­lichst reduzieren.

In einer Pres­se­kon­fe­renz ent­schul­dig­te er sich dafür und sprach von einem ein­ma­li­gen Ver­ge­hen, wie die Mai­ni­chi Shim­bun berich­tet. Die Blei­hül­len hät­ten ohne­hin nicht die gewünsch­te Wir­kung gezeigt, ver­such­te er zu ver­si­chern. Mit der Mass­nah­me woll­te er damals «die Sor­gen der Mit­ar­bei­ter zer­streu­en». Eini­ge Ange­stell­te wei­ger­ten sich der Anord­nung Fol­ge zu leis­ten, 5 wei­te­re, inklu­si­ve der Chef, gin­gen wäh­rend eines Tages mit den bear­bei­te­ten Dosi­me­tern der Arbeit im AKW Fuku­shi­ma nach.

Ein grund­sätz­li­ches Problem

Die Behör­den in der Prä­fek­tur Fuku­shi­ma fürch­ten nun, dass es sich dabei nicht um einen Ein­zel­fall gehan­delt haben könn­te. Die rund 500 Sub­un­ter­neh­men, die für TEP­CO ihre Leu­te ins AKW-Are­al schi­cken, wür­den nun einer Befra­gung unterzogen.

Der Fall legt aus­ser­dem auf ein grund­sätz­li­ches Pro­blem offen. Im AKW Fuku­shi­ma herrscht unter den Mit­ar­bei­tern eine Zwei-Klas­sen-Gesell­schaft. Einer­seits gibt es die regel­mäs­si­gen TEP­CO-Ange­stell­ten, ande­rer­seits das weit­aus grös­se­re Heer an Arbei­tern, die von Sub­un­ter­neh­men enga­giert werden.

Die Drecks­ar­beit den Subunternehmen

Letz­te­re müs­sen «die Drecks­ar­beit» erle­di­gen, ohne sozia­le Absi­che­rung und im stän­di­gen Wis­sen dar­um, wegen der Strah­len­li­mi­te vom einen auf den ande­ren Tagen ent­las­sen zu werden.

Vie­le von ihnen bekla­gen sich über schlech­te Arbeits­be­din­gun­gen (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Ein Ange­stell­ter eines Sub­un­ter­neh­mens starb gar den Tod an Über­ar­bei­tung, wie die Behör­den spä­ter bestä­tig­ten (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

Bereits vor der Kata­stro­phe von Fuku­shi­ma hat­ten sie einen äus­serst schlech­ten Stand, wie die Asahi Shim­bun berich­tet. AKW-Arbei­ter von Sub­un­ter­neh­men sind gemäss Sta­tis­tik bis zu 4 Mal mehr Strah­lung aus­ge­setzt als die gewöhn­li­chen TEPCO-Mitarbeiter.

Eine lang­fris­ti­ge Gefahr

Der Ver­schleiss an Arbei­tern im AKW Fuku­shi­ma birgt noch eine zusätz­li­che Gefahr. Vie­le gut aus­ge­bil­de­te Ret­tungs­ar­bei­ter, sei es bei TEP­CO oder bei einem Sub­un­ter­neh­men, müs­sen zuneh­mend durch uner­fah­re­ne Kol­le­gen ersetzt wer­den. Damit gehen bit­ter benö­tig­te Fach­kräf­te ver­lo­ren, die am Ende den ent­schei­den­den Unter­schied aus­ma­chen, um eine noch grös­se­re Kata­stro­phe zu ver­hin­dern (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

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