Schwule nicht berücksichtigt
Wie BBC Chinese berichtet, wurde das chinesische Wort tongzhi, mit dem umgangssprachlich Schwule und Lesben bezeichnet werden, ausdrücklich nicht in der neuesten Auflage des Wörterbuches für modernes Chinesisch erklärt.
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Stattdessen findet man unter tongzhi Genosse, die ursprüngliche Bedeutung des Wortes. Dass Homosexuelle bereits seit Jahren ebenfalls als tongzhi bezeichnet werden, hat das Wörterbuch für modernes Chinesisch nicht berücksichtigt.
Die Begründung
In der überarbeiteten sechsten Ausgabe des Wörterbuches finden sich gemäss BBC Chinese 69.000 Einträge, darunter über 3000 neue Begriffe. Linguistin und Mitautorin Jiang Lansheng sagte gemäss der BBC, dass den Autoren bekannt sei, dass mit tongzhi auch Homosexuelle bezeichnet würden, man dies aber nicht im Wörterbuch erwähnen könne.
Jeder dürfe den Begriff verwenden wie er wolle, so Jiang, das heisse aber noch lange nicht, dass man die Definition auch in einem Wörterbuch abdrucken müsse. Schliesslich wolle man diese Dinge nicht fördern.
Ursprung in Hongkong und Taiwan
Der Sozialwissenschaftler Ding Xueliang sagte in einem Interview gegenüber BBC Chinese, dass ihn dies nicht überrasche. Der Professor der Hong Kong University of Science and Technology, verwies dabei auf den Ursprung des Begriffes.
Man habe in Hongkong und Taiwan damit begonnen, Homosexuelle tongzhi zu nennen, und sich damit über die chinesischen Politiker auf dem Festland lustig gemacht, die sich ja ebenfalls als tongzhi – also Genosse – bezeichnen.
Deswegen sei es ganz normal, so Professor Ding, dass die chinesische Regierung kein besonderes Interesse daran habe, dass Genosse nun auch offiziell homosexuell bedeuten solle.
Schwule und Lesben haben in den vergangenen Jahren auch in China Fortschritte erzielt. So gilt seit 2001 Homosexualität in China nicht mehr als Krankheit. Druck spüren Homosexuelle dagegen hauptsächlich von den Familien, die eine Heirat und Enkelkinder erwarten (Asienspiegel berichtete).
Auch andere Begriffe haben es nicht in das Wörterbuch geschafft
In China wird derzeit auch über andere neue Begriffe diskutiert, die es nicht in die sechste Ausgabe des Wörterbuches geschafft haben. So wurden auch die Bezeichnungen «Shengnan» und «Shengnü» – wörtlich übersetzt – «Restemann» und «Restefrau» nicht aufgenommen, berichtet etwa das chinesische Onlineportal Sina. Dabei handelt es sich um einen abschätzigen Begriff für Unverheiratete.
Aufgenommen wurden dagegen Begriffe wie Geili – auf deutsch etwa fantastisch oder cool, aber auch der chinesische Begriff für Microblog.
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