Das schlimmste Erdbeben-Szenario
Das Grosse Erdbeben vom 11. März 2011 hat die Forscher zu einem radikalen Umdenken gezwungen. Eine Erschütterung der Stärke 9 wurde von den Behörden bis zu jenem fatalen Tag gar nie ernsthaft in Erwägung gezogen. Stets wurde mit der Magnitudenstärke 8,0 gearbeitet. Diese Zeiten sind jedoch vorbei.
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Die Universität Tokio hatte bereits im April ihre Prognosen angepasst und ein ziemlich düsteres Szenario im Falle eines riesigen Erdbebens im Nankai-Graben, der von der Präfektur Shizuoka auf der Hauptinsel Honshu bis zur Südinsel Kyushu reicht, skizziert (Asienspiegel berichtete).
Die Regierung hakte nach und liess die Forscher der Universitäten Tokio und Kansai ein noch detaillierteres Bild bezüglich dieser Verwerfung vor der Küste Japans ausarbeiten. Die Prognosen für ein Worst-Case-Szenario lassen aufhorchen.
Geschätzte 323’000 Tote
Ein Erdbeben der Stärke 9,1 im Nankai-Graben mit einem anschliessenden Tsunami an einem kalten Winterabend hätte demnach verheerende Folgen für das Land. Gemäss der Yomiuri Shimbun rechnen die Forscher mit mindestens 323’000 Toten. Das ist 13 Mal mehr also bei den Prognosen im Jahr 2003. Davon würden 230’000 Menschen durch die Folgen von Tsunami-Wellen, die bis zu 34 Meter erreichen könnten, sterben.
82’000 weitere würden unter zusammengestürzten Häusern begraben. 11’000 würden Opfer von Bränden, 600’000 Menschen verletzt. Eine Rettung wäre mit landesweit 160’000 Feuerwehrleuten nur in begrenztem Ausmass möglich. Zudem wäre das zurzeit heruntergefahrene AKW Hamaoka inmitten dieser Region.
2,386 Millionen Häuser würden beschädigt, rund 1,8 Mal mehr Fläche als am 11. März 2011 wären zerstört. Die Naturkatastrophe würde in dieser wirtschaftlich zentralen Region mit den Metropolen Tokyo, Nagoya und Osaka in der nahen Umgebung gemäss der Mainichi Shimbun einen Mindestschaden von bis zu 50 Billionen Yen verursachen (500 Milliarden Euro). Experten der Asahi Shimbun gehen von weit höheren Zahlen aus. Am 11. März 2011 waren es je nach Schätzungen zwischen 17 und 25 Billionen Yen (253 Milliarden Euro).
Wahrscheinlichkeit «extrem tief»
Die neusten Resultate zwingen die Behörden ihre Schutzmassnahmen zu überdenken. Gemäss den Forschern könnte die richtigen Vorbereitungen die Zahl der Toten bis auf 61’000 herunterbringen. Verschiedene Unternehmen sind bereits daran, ihre Schutzbauten auf den neusten Stand zu bringen (Asienspiegel berichtete).
Die beauftragte Regierungskommission will gleichzeitig betont haben, dass es sich hierbei lediglich um ein Szenario handelt. Die Chance, das ein solches Erdbeben tatsächlich eintreffe, sei «extrem gering».
Das Nankai-Erdbeben in der Geschichte
Die Nankai-Erdbeben haben wiederholt Tausende von Menschenleben gefordert. 1854, 1944 und 1946 gab es zuletzt in dieser Region Erdbeben der Stärke 8 und höher. Das Meio-Nankaido-Erdbeben von 1498 hatte gar eine Stärke von 8,6. Damals sollen bis zu 30’000 Menschen durch die Erschütterungen und den nachfolgenden Tsunami gestorben sein.
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