Rückkehr zum Kriegsschrein

Lange war es ruhig um den Tokioter Yasukuni-Schrein. Die heilige Stätte, in der Japans Kriegstote inklusive die verurteilten Kriegsverbrecher des Zweiten Weltkrieges geehrt werden, hatte schon lange nicht mehr für internationale Schlagzeilen gesorgt.
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Die regierende Demokratische Partei hatte seit ihrem Wahlsieg mit Blick auf die nachbarschaftlichen Beziehungen zu Korea und China auf einen kontroversen Besuch verzichtet (Asienspiegel berichtete). Auch der aktuelle Premierminister Yoshihiko Noda zog am Jahrestag zum Kriegsende vor 67 Jahren einen anderen Schrein vor.
Doch offenbar wollten sich nicht alle seine Kabinettsmitglieder an diese ungeschriebene Regel halten, wie NHK News berichtet. Transportminister Yuichiro Hata und Jin Matsubara, Minister für öffentliche Sicherheit und die Entführungs-Problematik mit Nordkorea, nahmen ohne Einwilligung ihres Chefs an der Gedenkzeremonie im Yasukuni-Schrein teil. Zum erste Mal seit August 2009 betrat damit wieder ein Minister die umstrittene Stätte.
Reaktion auf Inselstreit
Die Reaktionen aus China und Südkorea folgten prompt. Japan solle sich an sein Versprechen halten, über seine Kriegsgeschichte nachzudenken, hiess es aus Beijing. Seoul sprach von einer Aktion, die «wahrhaft bedauerlich» sei.
Der Besuch der Minister Hata und Matsubara kann als Antwort auf den kürzlich wieder entflammten Territorialtreit um die Takeshima-Felsen zwischen Japan und Südkorea gewertet werden (Asienspiegel berichtete). Ausserdem äusserte sich der südkoreanische Präsident Lee Myung-bak einen Tag zuvor mit den Worten, der Tenno (dt. der japanische Kaiser) solle sich für die Vergangenheit entschuldigen, bevor er Korea besuchen komme, berichtet ANN News. Es fehle Lee an Anstand, quittierte Matsubara wiederum diese Äusserung.
Japanische Medien deuten den Tabubruch auch als Schwächezeichen von Premierminister Noda, der sich seit einigen Wochen mehr schlecht als recht politisch über Wasser hält.
Die Koizumi-Erklärung
Die beiden Minister fügten noch an, dass sie als Privatpersonen den Schrein besucht hätten. So begründete auch der langjährige Premierminister Junichiro Koizumi seine wiederholten Besuche zwischen 2001 und 2006, welche die damaligen Beziehungen mit China und Korea zum Gefrierpunkt brachten.
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