Zu Besuch bei Kim Jong-un

Ein Foto von Fujimoto zu Besuch bei Kim Jong-un.
Ein Foto von Fuji­mo­to zu Besuch bei Kim Jong-un. Screen­shot: TBS

Bei sei­ner Audi­enz in Pjöng­jang die­sen Juli soll er Kim Jong-il mit den Wor­ten «Der Ver­rä­ter ist zurück» begrüsst haben. So beschrieb Ken­ji Fuji­mo­to in einer län­ge­ren Sen­dung dem japa­ni­schen Fern­seh­sen­der TBS den Schlüs­sel­mo­ment sei­nes Nordkorea-Besuch.

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Der Japa­ner war 13 Jah­re lang der Koch der Dik­ta­to­ren­fa­mi­lie (Asi­en­spie­gel berich­te­te). In Pjöng­jang genoss er in den 1990er-Jah­ren ein pri­vi­le­gier­tes Leben, er hat­te eine nord­ko­rea­ni­sche Frau und eine Tochter.

Als unter dem inzwi­schen ver­stor­be­nen Kim Jong-il zuneh­mend Per­so­nen in Fuji­mo­tos Bekann­ten­kreis spur­los ver­schwan­den, ent­schloss er sich 2001 zur Flucht. Unter dem Vor­wand See­igel in Japan ein­kau­fen zu wol­len, ver­liess er das Land und kehr­te nicht wie­der zurück.

Der Brief von Kim Jong-un

Nach sei­ner Flucht leb­te Fuji­mo­to in Sor­ge. Sei­nen wah­ren Namen hat er nie preis­ge­ge­ben, stets in der Angst vor nord­ko­rea­ni­schen Agen­ten und rechts­na­tio­na­len Japa­nern, die ihm sei­nen Dienst an Nord­ko­rea nie ver­zie­hen haben. Gemäss Sank­ei Shim­bun wur­de er seit 2010 von Nord­ko­rea­nern in Japan belauscht. Trotz­dem liess es sich Fuji­mo­to nicht neh­men, meh­re­re Bücher über den extra­va­gan­ten Lebens­stil der Kims zu schreiben.

Im Juni die­ses Jahr kam der uner­wünsch­te Besuch in einem 24-Stun­den-Markt. Gemäss NHK News sprach ihn dort ein nord­ko­rea­ni­scher Gesand­ter an. Anstatt einer Dro­hung erhielt Fuji­mo­to einen Brief in die Hand gedrückt. Es war eine Ein­la­dung von Kim Jong-un nach Pjöng­jang, mit dabei war auch ein Brief sei­ner Frau, mit der er 10 Jah­re lang kei­nen Kon­takt mehr hat­te. Dabei sei ihm auch sei­ne Sicher­heit im Fal­le eines Besuchs garan­tiert worden.

Zurück in Pjöngjang

Fuji­mo­to nahm die Ein­la­dung an und schon Ende Juli stand er vor Kim Jong-un, den er als klei­ner Jun­ger bekocht hat­te. Offen­bar heg­te der jun­ge Dik­ta­tor kei­nen Groll. «Das (Ihr Betrug) ist ver­ges­sen. Ich habe aber nicht ver­ges­sen, wie wir zusam­men Bas­ket­ball spiel­ten», soll ihm Kim Jong-un gesagt haben. Auch Kims Ehe­frau Ri Sol-ju wur­de ihm vor­ge­stellt. Fuji­mo­to leg­te TBS meh­re­re Fotos als Beweis vor.

Offen­bar nutzt Kim Jong-un die Akte Fuji­mo­to, um die eisi­gen Bezie­hun­gen zu Japan auf­zu­tau­en, wie meh­re­re japa­ni­sche Medi­en ver­mu­ten. Es ist genau 10 Jah­re her, als der dama­li­ge japa­ni­sche Pre­mier­mi­nis­ter Juni­chi­ro Koi­zu­mi und der inzwi­schen ver­stor­be­ne Kim Jong-il bila­te­ra­le Gesprä­che auf­nah­men, in denen Pjöng­jang erst­mals gestand, Ende der 1970er-Jah­re japa­ni­sche Staats­bür­ger ent­führt zu haben (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Die­se teil­wei­se bis heu­te unge­klär­ten Ver­bre­chen belas­ten bis heu­te die Bezie­hun­gen zwi­schen den bei­den Ländern.

Nord­ko­rea im Aufbruch?

Wäh­rend sei­nes zwei­wö­chi­gen Auf­ent­hal­tes durf­te Fuji­mo­to sei­ne Frau und sei­ne Toch­ter wie­der­se­hen, über deren Schick­sal er lan­ge nicht Bescheid wuss­te. Er berich­tet von einem Pjöng­jang, dem es offen­bar bes­ser geht als noch in den 1990er-Jah­ren. Die Läden hät­ten mehr Waren, vie­le chi­ne­si­sche Geschäfts­leu­te sei­en zu beob­ach­ten und die Ver­brei­tung des Han­dys sei etwas Neu­es (Asi­en­spie­gel berich­te­te), erklär­te Fuji­mo­to TBS.

Über die Schat­ten­sei­ten des iso­lier­ten Lan­des moch­te er sich nicht äus­sern. Er wis­se nicht, wie es aus­ser­halb der Haupt­stadt aus­se­he, gestand er. Bei poli­ti­schen The­men mein­te Fuji­mo­to ledig­lich: «Ich war nach dem anschlies­sen­den Ban­kett mit Kim Jong-un so betrun­ken, dass ich mich nicht mehr an mei­ne Äus­se­run­gen erin­ne­re.» Pro­fes­sor Lee Young-hwa der Uni­ver­si­tät Kan­sai mein­te auf TBS dazu: «Fuji­mo­tos nord­ko­rea­ni­sche Fami­lie ist qua­si Kims Gei­sel.» Mache Fuji­mo­to gute Wer­bung für Nord­ko­rea in Japan, wür­de es auch sei­ner Fami­lie gut gehen.

Nicht die letz­te Reise

Für den Japa­ner war es nicht der letz­te Auf­ent­halt in Nord­ko­rea. Ihm wur­de offen­bar gestat­tet, Nord­ko­rea regel­mäs­sig besu­chen zu dür­fen. Bereits nächs­ten Monat will Fuji­mo­to Pjöng­jang erneut eine Visi­te abstatten.

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