Das Comeback des Ex-Premiers
Es ist das wohl unvorhergesehenste Comeback in der japanischen Nachkriegsgeschichte. Japans ehemaliger Premierminister Shinzo Abe will es noch einmal wissen. Die oppositionellen Liberaldemokraten haben ihn mit 108 zu 89 Stimmen zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt.
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Damit stehen die Chancen gut, dass Abe nach den nächsten Neuwahlen, die spätestens im Sommer 2013 stattfinden, erneut japanischer Premierminister werden könnte. Es wird erwartet, dass die LDP neben der neuen Partei von Osakas Bürgermeister Toru Hashimoto am meisten Sitze gewinnen wird (Asienspiegel berichtete).
Das Fiasko von 2007
Eine Rückkehr von Abe hätte vor wenigen Monaten noch niemand erwartet. Seine Amtszeit als Premierminister war nichts weniger als ein Fiasko. Als jüngster Regierungschef trat er damals an. Zuvor war er Chefkabinettssekretär in der populären Regierung von Vorgänger Junichiro Koizumi.
Innenpolitisch bewegte Abe in seiner kurzen Amtszeit jedoch kaum etwas, aussenpolitisch sorgte er mit seinem Widerwillen das Leid der «Trostfrauen» des Zweiten Weltkriegs überhaupt anzuerkennen, für viel Unmut. Abe zählt zu den Falken, was die Aussenpolitik betrifft. Der Kriegsverzicht-Artikel 9 ist ihm bis heute ein Dorn im Auge.
Gesund dank Medizin
Nach nur einem Jahr trat Abe im September 2007 zurück, offiziell aus gesundheitlichen Gründen. Zuvor hatte seine Partei eine herbe Niederlage in den Oberhauswahlen hinnehmen müssen. Sein Rücktritt leitete eine Folge von ständig wechselnden Premierministers aus. Seit 2007 hat kaum ein Premier mehr als 12 Monate durchgestanden. 5 Regierungschefs sind Abe bis heute gefolgt.
Gemäss eigenen Aussagen ist der heute 58-jährige Abe dank der Einnahme von Medizin wieder gesund. Für seinen plötzlichen Rücktritt 2007 entschuldigte er sich vor seinen Parteianhängern und der Öffentlichkeit. Die Abbitte scheint Parteiintern gewirkt zu haben. Der derzeitige Mangel an bekannten Führungskräften in der LDP hat ihm zusätzlich den Weg zurück an die Spitze geebnet.
Koalition mit Hashimoto?
Innenpolitisch bleibt sich Abe treu. Geht es nach ihm soll die Verfassung reformiert werden. Daneben schlägt er ein Konjunkturprogramm für die regionale Wirtschaft vor. Gleichzeitig verspricht er gegen die anhaltende Deflation vorzugehen. Der Bank of Japan sollen dafür Inflationsziele vorgegeben werden. Auf die Atomenergie will er nicht verzichten, die Abhängigkeit jedoch reduzieren.
Auch nach Senkrechtstarter Toru Hashimoto hat Abe bereits seine Fühler ausgestreckt. Mit dessen neuen nationalen Partei Ishin no Kai wäre er bereit, eine Koalition einzugehen.
In seinen aussenpolitischen Haltung hat sich Abe kaum verändert. Er ist weiterhin ein Falke geblieben. Gegenüber Südkorea und China hat er versprochen eine harte Haltung zu zeigen. Die Territorialstreitigkeiten mit beiden Ländern bestimmten die diplomatischen Beziehungen in den letzten Monaten (Asienspiegel berichtete).
Gut möglich, dass Japan schon bald mit einem Mann aus der Vergangenheit seine Zukunft angehen wird.
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