Achtung AKW!
Alle Dörfer und Städte in Japan, die 30 Kilometer von einem AKW entfernt sind, müssen bis im März des nächsten Jahres einen umfangreichen Evakuierungsplan für den atomaren Notfall ausgearbeitet haben (Asienspiegel berichtete). So will es die neue Nukleare Regulierungsbehörde. Wie die neuen Präventionsmassanahmen im Detail aussehen sollen und wie viel Zusatzkosten dadurch entstehen, das weiss noch niemand so genau.
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Entsprechend verunsichert ist die betroffene Bevölkerung, so auch in der Umgebung des seit Mai 2011 heruntergefahrenen AKW Hamaoka in der Präfektur Shizuoka. Ganze 11 Gemeinden wären neu von einer Evakuierung betroffen. 740’000 Menschen müssten innert kürzester Zeit aus einem definierten Gefahrenbereich in Sicherheit gebracht werden. Es wäre eine logistische Monsteraufgabe.
Sorgen in Fujieda
Auch die Fläche der Stadt Fujieda in der Präfektur Shizuoka liegt zu einem Viertel im 30-Kilometer-Radius des AKW Hamaoka. In der «Schlafstadt» mit rund 146’000 Einwohnern sorgt diese Tatsache für Unruhe. Besorgte Bürger wollen mehr Details zur genauen Distanz ihres Quartiers zum Kernkraftwerk wissen. Selbst nach der exakten Höhenlage wird hier nachgefragt.
Die Behörden von Fujieda reagieren nun mit einer bislang einzigartigen Massnahme. Ab November werden an 60 verschiedenen öffentlichen Orten innerhalb der Stadt kleine Schilder aufgestellt, welche über die Höhenlage und die genaue Distanz zum AKW Hamaoka informieren, wie die Manichi Shimbun. Diese sogenannten Evakuierungshinweise sollen den Einwohnern als Hilfe im Notfall dienen.
Bürgermeister Shohei Kitamura will seine Bevölkerung damit beruhigen. Wie sich diese Massnahme auf die Attraktivität der betroffenen Gebiete auswirkt, ist eine andere Frage. Übrigens wird sich auch der Bürgermeister im Notfall verschieben müssen. Denn selbst das Rathaus liegt noch knapp im 30-Kilometer-Radius.
Gefährlichstes AKW
Hamaoka gilt als eines der gefährdetsten AKW in Japan. Das nukleare Kraftwerk liegt in einer seismisch aktiven Region. Seit Jahren muss hier mit einem grossen Erdbeben und Tsunami gerechnet werden. Ein Super-GAU in dieser Region hätte für die Bevölkerung und die Wirtschaft des Landes ungeahnte Folgen. Für das Land zentrale Transportwege liegen nur 20 Kilometer vom AKW Hamaoka entfernt. Die Auswirkungen eines atomaren Unfalls wären hier weit grösser als in Fukushima (Asienspiegel berichete).
Aus diesen Gründen hatte der damalige Premierminister Naoto Kan nur zwei Monate nach der Dreifachkatastrophe vom 11. März 2011 die vorläufige Abschaltung des AKW Hamaoka angeordnet (Asienspiegel berichtete). Es war der Anfang einer Entwicklung, die zur zwischenzeitlichen Ausserbetriebnahme aller Reaktoren Japan geführt hatte. Noch heute sind 48 von 50 Reaktoren abgeschaltet.
Petition gegen Hamaoka
Das AKW Hamaoka wartet weiter auf eine Bewilligung zur Wiederinbetriebnahme. AKW-Betreiber Chubu Electric Power versucht mit neuen Sicherheitsmassnahmen Bevölkerung wie auch Behörden von einem Wiederhochfahren zu überzeugen. Bislang erfolglos.
Diesen Sommer wurde dem Präfekturparlament gar eine von über 160’000 Menschen unterschriebene Petition eingereicht, die ein Referendum über die Zukunft des AKW Hamaoka forderte (Asienspiegel berichtete). Wie die Chunichi Shimbun berichtet, haben sich die Politiker haben jedoch dagegen gestemmt, wie zuvor in Osaka und Tokio.
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