Der AKW-Bau vor der Grossstadt
Oma liegt am Nordzipfel der japanischen Hauptinsel Honshu in der Präfektur Aomori. Einzig die Meeresstrasse von Tsuruga trennt das Dorf mit 6000 Einwohnern von der Nordinsel Hokkaido.
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Die Menschen in Oma leben traditionell von der Fischerei. Ein Wirtschaftsboom hat hier nie wirklich stattgefunden. Umso mehr setzen die Einwohner ihre Hoffnungen auf das AKW Oma, dessen Bauarbeiten seit der Katastrophe von Fukushima aus Sicherheitsgründen nicht mehr fortgesetzt wurden. Zu 40 Prozent ist das Kernkraftwerk fertig gebaut.
Nun hat aber Mitsuharu Kanazawa, der Bürgermeister von Oma, mit Einwilligung der Lokalversammlung grünes Licht für den Weiterbau gegeben. «Ich bin erleichtert, dass der Bau endlich wieder aufgenommen wird», sagt er gemäss NHK News in Anwesenheit der Bauherren von Electric Power Development (J-Power).
Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor
Zuvor hatte die Regierung von Tokio bekannt gegeben, dass sie den Weiterbau von 3 angehaltenen AKW-Bauarbeiten im Land, darunter auch Oma, bewilligen möchte. Diese Fälle seien ausgenommen vom Regierungsplan, künftig keine AKW mehr bauen zu lassen, hiess es damals zur Verwunderung vieler (Asienspiegel berichtete).
Der Entscheid überrascht, denn noch immer sind 48 der 50 Reaktoren in Japan angehalten. Ein künftiger Betrieb des AKW Oma ist somit nicht sichergestellt. Auch die neu geschaffene Nuklearenergiebehörde hat angekündigt, einen Betrieb nur zu erlauben, falls auch die neuen Sicherheitsstandards erfüllt seien.
Für Bürgermeister Kanazawa ist das AKW ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Neben vielen Arbeitsplätzen würde das Dorf von Tokio auch staatliche Fördergelder zur Errichtung von Schulen und einem Spital erhalten.
Widerstand aus Hakodate
Dies interessiert den Bürgermeister von Hakodate, Toshiki Kudo, reichlich wenig. Er ist besorgt um die Sicherheit seiner historischen Grossstadt mit fast 300’000 Einwohnern am Südzipfel von Hokkaido. Hakodate wäre bei einem Atomunfall in Oma innerhalb einer 30-Kilometer-Gefahrenzone gelegen, eine Evakuierung wohl unumgänglich. Hakodate weiss von den Gefahren eines Tsunami. Das Hafengebiet der Stadt wurde am 11. März von der Welle erfasst.
Bürgermeister Kudo hat daher angekündigt, den Bau mit allen Mitteln stoppen zu wollen, wie die Mainichi Shimbun berichtet. Er verlangt gerichtlich eine unbefristete Einfrierung der Baubewilligung. Ihm seien die Gründe für den Bau des AKW Oma nie vorgelegt worden. Zudem wurde Hakodate auch nie über die Gefahren informiert. Kudo ist besorgt, dass das AKW einen negativen Einfluss auf die lokale Fischerei und den Tourismus haben wird.
«Nichts aus der Katastrophe gelernt»
Der Bürgermeister ist mit seinem Anliegen nicht alleine. Auch Kazamaura, die direkte Nachbargemeinde von Oma, hat gegen den Bau etwas einzuwenden. Es gebe keine Infrastruktur für den Notfall, lassen die dortigen Behörden verlauten. Man habe noch keine Bewilligung erteilt.
Genau diese wäre gemäss der neuen Regierungsvorschriften jedoch notwendig. Alleine dürfen das Dorf Oma und die Bauherren von J-Power das AKW nicht bauen lassen.
Auch die Nachbargemeinden von Hakodate stehen hinter Bürgermeister von Hakodate. Toshimine Takaya, Amtskollege aus der Stadt Nanae auf Hokkaido, ist empört über die Baupläne von Oma und J-Power: «Diese Personen haben nichts aus der AKW-Katastrophe gelernt.»
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