Die Super-GAU-Simulation
Seit Ende September ist die neue Nukleare Regulierungsbehörde unter dem Vorsitz von Shunichi Tanaka tätig (Asienspiegel berichtete). Von der Regierung als unabhängige Institution eingesetzt, soll sie künftig über das Schicksal der heimischen Atomkraftwerke entscheiden. Noch immer warten 48 von 50 Reaktoren auf die Erlaubnis zum Wiederhochfahren.
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Diese Woche hat die Nukleare Regulierungsbehörde nun eine erste Studie publiziert. Der Atombranche wird sie nicht gefallen. So hat die Behörde für 16 japanische AKW die mögliche Verbreitung von massiv erhöhter Radioaktivität (akkumulierte 100 Millisievert in einer Woche) im Falle eines Unfalls simuliert. Als Grundlage dafür wurde das Wissen über die Katastrophe von Fukushima herangezogen. Zusätzlich wurde die jeweilige Anzahl an Reaktoren der getesteten AKW berücksichtigt.
Bis nach Kyoto
Gemäss der Yomiuri Shimbun ergab die Studie, dass bei mindestens 4 AKW weit mehr als ein Radius von 30 Kilometern massiv verseucht würde, sollte es zum Super-GAU kommen. Dazu gehört das vor den Sommermonaten wieder angeschaltete AKW Oi in der Präfektur Fukui. Bei einem Unfall wie in Fukushima könnte die Strahlung gar einen Teil von Kyoto unbewohnbar machen. Die ehemalige Kaiserstadt liegt nur 32 Kilometer vom AKW Oi entfernt.
Zudem besteht für die Präfektur Fukui die Gefahr, dass bei einem grossen Tsunami gleich mehrere AKW von schweren Komplikationen betroffen sein könnten. 13 Atomreaktoren beherbergt die wirtschaftlich ärmere Region (Asienspiegel berichtete). Im AKW Kashiwazaki-Kariwa in der Präfektur Niigata könnte der Verstrahlungsradius gemäss der Simulation gar bis zu 40 Kilometer betragen. Als weitere gefährliche AKW werden in der Studie Hamaoka und Fukushima Nr. 2 genannt.
Neue Hürden für die AKW-Betreiber
Die Nukleare Regulierungsbehörde plant basierend auf diesen und anderen Erkenntnissen Anpassungen bezüglich der Präventionsmassnahmen für Regionen, die ein AKW beherbergen. Bis März 2013 sollen die lokalen Behörden im Umkreis von 30 Kilometern eines Kernkraftwerkes einen funktionierenden Evakuierungsplan für den Notfall ausarbeiten, wie die Tokyo Shimbun berichtet. Zuvor galt dies lediglich für einen Umkreis von 10 Kilometern.
Für die grossen Stromproduzenten wird sich damit die Hürde für den Betrieb eines AKW noch einmal merklich erhöhen. Für die lokalen Behörden würde die Erstellung von Sicherheitsmassnahmen zu einem teueren Zusatzaufwand. Präsident Shunichi Tanaka von der Nuklearen Regulierungsbehörde hat bereits erklärt, dass solche Evakuierungspläne künftig zu einem Mindeststandard für den Betrieb eines AKW gehören, um die Sicherheit der Bewohner zu garantieren.
Es kann demnach noch viel Zeit vergehen bis die 48 in Japan ruhenden Reaktoren wieder hochgefahren werden.
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