Eine Frau gegen Prada
Rina Bovrisse war Managerin bei Prada Japan. Sie hatte die Verantwortung über 40 Läden und rund 500 Angestellte. Dann kam es zum Eklat, als ihr Chef sie aufforderte abzunehmen und ihre Frisur zu ändern, um ins Schema der Firma zu passen. Empört über diese Äusserung ging die damals 36-jährige Japanerin über die Japan Times an die Öffentlichkeit.
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Sie wurde ausserdem Zeugin, wie der Prada-Chef die Entlassung von 15 Frauen aus der Manager-Etage anordnete, weil diese «alt, fett, hässlich oder widerlich» seien oder nicht den Prada-Look verkörperten, berichtete sie der Zeitung. Ehemalige Mitarbeiterinnen bestätigten auf anonymer Basis die Vorgehensweise der Chefs.
Die Geschichte ging um die Welt, der Prada-Skandal war perfekt. Die Japanerin wurde vom Modehaus schliesslich fristlos entlassen (Asienspiegel berichtete).
Nach 2 Jahren das Urteil
Bovrisse, die mit einem Franzosen verheiratet ist, klagte vor dem Tokioter Bezirksgericht gegen das italienische Modehaus. Sie wolle ihren Job zurück, eine Entschuldigung und eine Entschädigung über 58 Millionen Yen (562’000 Euro). Über zwei Jahre hielt der Prozess an. Am vergangenen Freitag sprach Richterin Reiko Morioka nun das Urteil. Für Bovrisse war es eine Niederlage auf der ganzen Linie.
Die Schadenersatzklage wegen sexueller Belästigung wurde vom Gericht zurückgewiesen. Es sei zwar eine unsensible Aufforderung des Chefs gewesen. Berücksichtigte man aber die Natur des Prada-Geschäfts, reiche eine solche Äusserung nicht aus, um gleich Schadenersatz zu fordern, sagte die Richterin.
Die Chefetage verleugnet die damalige Aussage über Bovrisses Aussehen nicht. Man habe ihr damit klar machen wollen, dass eine gute Erscheinung für den Betrieb von Prada-Läden essentiell sei.
Eine Enttäuschung für Bovrisse
Die Entlassung von Bovrisse wurde vom Gericht ebenfalls bestätigt. Prada habe gemäss den internen Staturen für Angestellte das Recht dazu gehabt, weil die 38-Jährige das Unternehmen über die Öffentlichkeit verunglimpft habe. Die weiteren Vorwürfe von Bovrisse gegen die Chefetage wurden allesamt aus Mangel an Beweisen zurückgewiesen.
Für Rina Bovrisse ist das Urteil eine grosse Enttäuschung: «Dies bedeutet, dass sich die Chefetage in der Modebranche diskriminierende Aussagen gegenüber ihren Angestellten erlauben darf», warnte sie an der anschliessenden Pressekonferenz, wie FNN News berichtete. Sie könne diese Rechtssprechung nicht fassen. Sie kündigte an, das Urteil weiter ziehen zu wollen. Der Prada-Skandal ist übrigens noch nicht zu Ende. Das Modehaus klagt im Gegenzug gegen ihre ehemalige Angestellte – wegen Rufschädigung.
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