Die Post der Zukunft
Während die Nachrichten dank E-mail und Twitter immer schneller ankommen, führt Taiwans Post einen entgegengesetzten Service ein: die Schneckenpost. Auf Wunsch liefert der Briefträger die Post erst 30 Jahre später beim Empfänger ab. Dieser erfährt dann, was ihm der Sender Jahrzehnte zuvor aufschrieb.
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Taiwans Post hat am Dienstag offiziell die Schneckenpost eingeführt. Auf Wunsch liefert die staatliche Chunghwa Post Briefe oder Pakete nicht sofort aus, meldet Taiwans Nachrichtenagentur CNA. «Wir wollen damit die Freude am Briefeschreiben neu entfachen», sagt Post-Sprecher Chen Yu gemäss CNA.
Die Rolle des Briefträgers
Sich Zeit zu nehmen, um seine Gedanken auf Papier zu bringen, sei etwas ganz anderes als sie auf 140 Zeichen einer Twitter-Meldung zu verschicken. Mit der neuen langsamen Post kommen die Briefe erst Jahre später beim Empfänger an, vielleicht könne man dann etwas ausdrücken, das einem wirklich auf dem Herzen liegt und man in der Gegenwart vielleicht nicht zu sagen wage, so Chen weiter.
Die United Daily News vergleicht den Brief-Aufbewahr-Service mit dem Film P.S. I love you, in dem eine Witwe Briefe erhält, die ihr verstorbener Ehemann für sie geschrieben hatte. Die Rolle der Mutter der Witwe, die ihr die Briefe zukommen lässt, schreibt die Zeitung, würde in Taiwan der Briefträger übernehmen.
Aufpreis für langsame Auslieferung
Die Schneckenpost hat ihren Preis: für einen Brief der zwischen 15 Tagen bis 3 Jahren beim Empfänger ankommen soll verlangt die Post 150 Taiwan Dollar – rund 4 Euro. Am meisten kostet ein grosses Paket, das erst in 30 Jahren ausgeliefert werden soll umgerechnet gut 100 Euro, so die Tageszeitung United Daily News. Insgesamt 23 Postämter in ganz Taiwan bieten die Dienstleistung «Post der Zukunft» an.
Eine Beschränkung gibt es jedoch: die Post kann derzeit nur auf Taiwan selbst und den dazugehörigen Inseln verschickt werden, da es sich um ein Angebot der Chung-hwa Post handelt. Die Idee der Post der Zukunft kommt gemäss CNA aus Peking, wo Panda Slow Delivery einen ähnlichen Service anbietet.
Hoffnung auf eine Renaissance
Man hoffe auf eine gute Resonanz in der Bevölkerung, so der Postsprecher weiter. Insbesondere da immer mehr Menschen auf die Dienstleistungen der Post verzichten und stattdessen einfach E-Mails verschicken würden. Zumindest einen Vorteil hat die Post der Zukunft: Falls man es sich in der Zwischenzeit anders überlegt hat, kann man – anders als bei der gewöhnlichen Post – entgegen einer Gebühr den Brief wieder zurückverlangen.
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