Ein grabschender Moderator
Der 47-jährige Takeshige Morimoto ist seit 22 Jahren ein zuverlässiger Wert bei Japans nationalem Fernsehsender NHK. Am besten kennt man ihn als den korrekten Moderator der Morgensendung «Ohayou Nippon», die jeweils an den Wochenenden und den Feiertagen läuft. Ausserdem ist er der offizielle Ersatzmann der renommierten Polit- und Gesellschaftssendung «Close-up Gendai».
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Sein Image als Saubermann ist er jedoch sei vorgestern los. Morimoto wird beschuldigt, eine 23-jährige Studentin im Zug begrabscht zu haben, wie die Sankei Shimbun berichtet.
War er betrunken?
Im vollen Abendzug auf der Tokyu Denentoshi Linie in Tokio soll der Fernsehansager der 23-Jährigen während Minuten an die Brust gegriffen haben. Diese setzte sich schliesslich schreiend zur Wehr, ergriff die Hand von Morimoto und übergab ihn mit Hilfe anderer Passagier bei der nächsten Station der Polizei, die ihn wegen sexueller Belästigung verhaftete.
Takeshige Morimoto mag sich nicht mehr an der Vorfall erinnern. Er sei betrunken auf dem Weg nach Hause gewesen und streitet jegliche Beschuldigung ab. Laut Polizeiangaben habe er bei der Verhaftung jedoch nicht einen betrunkenen Eindruck gemacht. Zudem sei er bei der angeblichen Belästigung nicht in die Richtung seines Hauses gefahren. Morimoto begründet dies wiederum mit dem Alkoholeinfluss.
Noch laufen die Ermittlungen. Moriomotos Arbeitgeber NHK hat sich schon vorsorglich für das Verhalten seines Angestellten entschuldigt, betont jedoch gleichzeitig, dass weiterhin die Unschuldsvermutung gelte.
Jährlich über 1000 Fälle
Seit Jahren versucht die Polizei dem Problem der sexuellen Belästigungen in den randvollen Zügen Herr zu werden. So wurden bereits vor Jahren Wagenabteile eigens für Frauen geschaffen, Sicherheitsleute eingestellt, Kameras installiert und Warnplakate in den Bahnhöfen aufgestellt. Dennoch treiben Grabscher, auf Japanisch chikan, weiter ihr Unwesen.
Seit Jahren wird die Schwelle von 1000 gemeldeten Belästigungen in Zügen zum 4. Mal regelmässig überschritten. Dabei wird angenommen, dass die Zahl der Belästigungen noch viel höher ist, denn 9 von 10 betroffenen Frauen erstatten gar nie Anzeige (Asienspiegel berichtete).
Hohe Haftstrafen
Laut aktueller Strafverordnung droht den Grabschern in Japan eine Geldstrafe von 500’000 Yen (5’500 Dollar) oder bis zu 10 Jahren Gefängnis. Doch für die Justiz hat sich das Chikan-Phänomen wiederholt als ein rechtliches Minenfeld entpuppt. Wenn der Täter nicht inflagranti ertappt wird, erweist sich die Beweislage in vielen Fällen als äusserst dünn.
Vor 2 Jahren verurteilte ein lokales Gericht einen 63-jährigen Professor wegen Belästigung einer jungen Frau während den Pendelzeiten zu 22 Monaten Haft. Das Oberste Gericht musste den Professor aber wieder freisprechen, da sich die Staatsanwaltschaft nur auf die Zeugenaussage des angeblichen Opfers berufen konnte.
Unschuldige Opfer
Der Film I Just didn’t do it (jap. Sore demo boku wa yattenai) aus dem Jahr 2007 hat sich der rechtlichen Problematik des Chikan-Phänomens angenommen. Regisseur Masayuki Suo («Shall we dance») drehte dabei den Spiess um und porträtierte einen zu Unrecht wegen Grabschens beschuldigten Mann. Auch solche Fälle häufen sich in der Realität.
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