Wer hat’s erfunden?

Ein Taiwanerin mit einem Vanilleeis-Bubble-Tea.
Ein Tai­wa­ne­rin mit einem Vanil­le­eis-Bub­b­le-Tea. Foto: Mar­tin Aldrovandi

Im Som­mer erober­te Bub­b­le Tea auch die Schweiz im Sturm, nach dem in Deutsch­land bereits Dut­zen­de von Läden das Trend­ge­tränk ver­kauf­ten. Dass es aus Tai­wan stammt ist den meis­ten bekannt, doch wer Bub­b­le Tea wirk­lich erfun­den hat, dar­um ran­ken sich Legen­den. Die bekann­tes­te Ver­si­on ist die Geschich­te von Liu Han-Chieh, dem Grün­der der edlen Tee­haus­ket­te Chun Shui Tang aus Mit­tel­tai­wan. Asi­en­spie­gel sprach mit dem Teehändler:

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Liu Han-Chieh.
Liu Han-Chieh. Foto: Chun Shui Tang

Asi­en­spie­gel: Liu Han-Chieh, Sie haben frü­her Tee­blät­ter und Teeu­ten­si­li­en ver­kauft, wie sind Sie von der tra­di­tio­nel­len Tee­kunst auf den Bub­b­le Tea gekommen?

Liu: In der chi­ne­si­schen Kul­tur ist der Tee nor­ma­ler­wei­se ein heis­ses Getränk, dem nichts bei­ge­fügt wird. Mit die­ser Kul­tur bin ich auf­ge­wach­sen, für mich war dies die gewohn­te Art Tee zu trinken.

Als ich auf einer Geschäfts­rei­se im japa­ni­schen Osa­ka weil­te, besuch­te ich eine Stras­se, die bekannt ist für Läden, die indi­schen Schwarz­tee ver­kau­fen. Es war August und ziem­lich heiss, ich hat­te Lust auf ein kal­tes Getränk. Es gab zwar Eis­kaf­fee, Tee wur­de dage­gen nur heiss serviert.

Ich dach­te mir, wes­halb soll­te man Tee nicht auch kalt trin­ken kön­nen? Als ich wie­der zurück in Tai­wan war, mix­te ich gekühl­ten Wulong-Tee, füg­te Zucker und Honig bei. Freun­de und Kun­den fan­den ihn super. In mei­ner Tee­hand­lung mach­te ich dar­auf Platz für eine Bar, wo ich gekühl­te Geträn­ke anbot. Bald ver­dien­te ich damit mehr Geld als mit dem Ver­kauf von Tee­blät­tern. Ich ent­schied mich im gan­zen Geschäft nur noch küh­le Geträn­ke anzu­bie­ten, bald dar­auf eröff­ne­te ich mei­ne ers­te Filiale.

Gab es auch nega­ti­ve Reaktionen?

Liu: Bei den Jun­gen kam der gekühl­te und gesüss­te Tee sehr gut an, doch die älte­re Gene­ra­ti­on sah dar­in eine Rebel­li­on gegen den tra­di­tio­nel­len Tee. Sie war­fen mir vor, ich wür­de die tai­wa­ni­sche Tee­tra­di­ti­on zer­stö­ren. Sie fan­den, dass die­se küh­len Geträn­ke kei­ne Kul­tur hät­ten. Ich fand dage­gen, dass die klei­nen Tas­sen, in denen der Tee heiss getrun­ken wird, zum Bei­spiel von Kin­dern gar nicht gemocht wird. Im Som­mer eig­net er sich auch nicht als Durstlöscher.

Und dann erfan­den Sie den Bub­b­le Tea?

Liu: Das war 1987, wir betrie­ben inzwi­schen vier Geschäf­te. Ich rich­te­te eine Abtei­lung zur For­schung und Ent­wick­lung ein. Neben neu­en Geträn­ke­sor­ten, soll­ten auch klei­ne Snacks kre­iert wer­den. Auf einer Sit­zung gab eine Mana­ge­rin aus Spass Tapio­ka­kü­gel­chen in einen Tee. Die­se elas­ti­schen Kügel­chen sind hier sehr ver­brei­tet, das Mehl dazu wird aus der Mani­ok­wur­zel gewon­nen, die auch in Tai­wan ange­baut wird. Ich fand, dass sie aus­se­hen wie schwar­ze Per­len, wir nann­ten das Getränk des­halb Per­len­milch­tee. Am Anfang war die­ser Per­len­milch­tee nicht beson­ders popu­lär, doch dann ver­kauf­te er sich immer besser.

Haben Sie die welt­wei­te Popu­la­ri­tät von Bub­b­le Tea damals vorausgeahnt?

Liu: Nein, das hät­te ich nie gedacht. Ich nahm zwar an, dass Bub­b­le Tea hier gut ankommt, aber nicht, dass er über die Gren­zen hin­aus so popu­lär sein wird. Ich freue mich sehr, dass der Bub­b­le Tea auch im Wes­ten beliebt ist. Im 16. Jahr­hun­dert wur­de der Tee von Chi­na erst­mals nach Euro­pa gebracht und jetzt hat Bub­b­le Tea sozu­sa­gen Euro­pa erneut erobert.

Kundinnen in Lius Teehaus mit Bubble Tea.
Kun­din­nen in Lius Tee­haus mit Bub­b­le Tea. Foto: flickr/​hsu­an­wei

Haben Sie per­sön­lich etwas von der Popu­la­ri­tät des Tees im Ausland?

Wir lies­sen das Getränk damals nicht paten­tie­ren. Ledig­lich unser Name und das Logo sind geschützt, da wir aber so vie­le ver­schie­de­ne Pro­duk­te haben – bis zu zwei­hun­dert – konn­ten wir nicht für jedes ein Patent anmel­den. Aus­ser­dem glau­be ich, dass ein Patent die Ver­brei­tung des Bub­b­le Teas behin­dert hätte.

Vor allem in Deutsch­land wur­de im Som­mer hef­tig über die Gesund­heits­ri­si­ken des Tees diskutiert.

Liu: Unser Bub­b­le Tea wird in Kühl­bo­xen gelie­fert, wir geben kei­ne Kon­ser­vie­rungs­mit­tel bei. Wir haben da einen eige­nen Stan­dard, wir stel­len auch die Tapio­ka­kü­gel­chen selbst her, ach­ten sehr auf natür­li­che Zuta­ten. Aus­ser­dem ver­wen­den wir rich­ti­ge Milch und nicht etwa Milch­pul­ver. Ein 4dl-Glas kos­tet des­halb auch 65 Tai­wan Dol­lar ( 1.75 Euro), in ande­ren Geschäf­ten erhal­ten Sie Bub­b­le Tea schon für 45 Tai­wan Dol­lar (1.20 Euro). Was die Kri­tik an den zu vie­len Kalo­ri­en angeht, sage ich, kommt es immer auf die Men­ge an: Wenn man zu vie­le Ham­bur­ger oder gebra­te­ne Hühn­chen isst, nimmt man auch zu vie­le Kalo­ri­en zu sich. Wenn Sie im Tag 4 Bub­b­le Teas trin­ken, ist das natür­lich nicht gesund.

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