Der Comeback-Premier
Die Liberaldemokraten (LDP) unter Shinzo Abe haben nach 3 Jahren in der Opposition die Regierungsmehrheit zurückgewonnen – und dies erdrutschartig. Die LDP hat 294 der 480 Sitze gewonnen. Ihre Koalitionspartnerin, die Komeito, kommt auf 31 Sitze.
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Die beiden Parteien haben zusammen die Schwelle von über 320 Sitzen und damit eine Zweidrittelmehrheit erreicht. Damit kann die Regierung ohne Zustimmung des Oberhauses, dessen Wahlen erst im Sommer 2013 stattfinden, Gesetze durchsetzen (Asienspiegel berichtete). 2009 noch stürzte die LDP auf ein historisches Tief von 118 Sitzen ab. Die LDP war bereits zwischen 1955 und 2009 mit einer Ausnahme in den 1990er-Jahren ununterbrochen an der Macht.
Der Hardline und Pragmatiker
Der Vorsitzende der LDP, Shinzo Abe, wird damit abermals Premierminister. 2007 trat er noch, nach nur einem Jahr im Amt, aus gesundheitlichen Gründen zurück. Die Unterstützung in der Bevölkerung hatte er damals jedoch schon längst verloren. Nun ist Abe das wohl unglaublichste Comeback in Japans Nachkriegsgeschichte gelungen.
Der Enkel von Ex-Premier Nobusuke Kishi (1957−1960) verspricht diesmal alles besser zu machen, mit den immer gleichen alten Rezepten. Der politische Falke hat angekündigt, ein Konjunkturprogramm aufzusetzen und den Yen für den Export zu schwächen. Die wirtschaftliche Erholung habe nun Priorität, so Shinzo Abe kurz nach seinem Sieg.
Gegenüber den Nachbarn Korea und China hatte er schon im Vorfeld angekündigt, eine Haltung der Stärke einzunehmen. Experten glauben jedoch nicht, dass sich aussenpolitisch allzu viel ändern wird (Asienspiegel berichtete). Bereits 2007 wich Abe, kaum im Amt, von seiner ideologischen Haltung ab und zeigte sich überraschend pragmatisch, gerade was auch die Beziehungen zu China betraf. So sah er beispielsweise von einem Besuch im Yasukuni-Kriegsschein ab.
Und trotzdem: Abe will dieses Mal alles anders machen. Das macht ihn gerade so unberechenbar.
Kanterniederlage für Noda
Die bisherige Regierungspartei der Demokraten (DPJ) unter Premier Yoshihiko Noda erfährt derweil eine vernichtende Niederlage. Die DPJ lediglich noch 57 Sitze auf sich. Damit bleibt sie zwar die zweitstärkste Partei, aber praktisch ohne Bedeutung. Premier Noda hat die Verantwortung für die Niederlage seiner Partei übernommen und ist als Vorsitzender der DPJ zurückgetreten.
Ishin no Kai, die Reformpartei der Populisten Toru Hashimoto und Shintaro Ishihara, ist mit 54 Sitzen die drittstärkste Partei. Die erklärte Anti-AKW-Partei, Mirai no to (die Partei von morgen), zieht mit bescheidenen 9 Sitzen ins Unterhaus ein.
Die Wahlbeteiligung lag gemäss Yomiuri Shimbun bei tiefen 59 Prozent. Das ist so wenig wie seit 1996 nicht mehr – und dies trotz der Dreifachkatastrophe vom 11. März 2011. Es zeigt, wie stark das Vertrauen in die Politik geschwunden ist. Für viele Wähler ist die LDP, mangels Alternativen, ganz einfach das kleinste Übel. Das Wahlresultat ist vor allem auch eine Abstrafung der DPJ.
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