Die Organ­spen­de der Hingerichteten

Eine Hinrichtungshalle in Taiwan.
Eine Hin­rich­tungs­hal­le in Tai­wan. Screen­shot: PTS

Dür­fen Orga­ne von hin­ge­rich­te­ten Häft­lin­gen ver­wen­det wer­den, wenn die­se damit ein­ver­stan­den sind? Tai­wans Kran­ken­häu­ser fol­gen dabei kei­nen ein­heit­li­chen Regeln. Die Todes­stra­fe wird auf der Insel seit 2010 wie­der voll­zo­gen, die Mehr­heit der Tai­wa­ner ist gegen eine Abschaffung.

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Am Frei­tag wur­den in Tai­wan sechs zum Tode Ver­ur­teil­te hin­ge­rich­tet. Vor der Exe­ku­ti­on sag­ten drei der Häft­lin­ge, dass sie ihre Orga­ne spen­den woll­ten, berich­tet Tai­wans Nach­rich­ten­agen­tur CNA. Bei einem konn­te die­ser Wunsch erfüllt wer­den, sei­ne Orga­ne wur­den von einem nicht genann­ten Kran­ken­haus in Tai­chung, in Mit­tel­tai­wan angenommen.

Eine ethi­sche Frage

Ein wei­te­res Kran­ken­haus hät­te die Orga­ne eines zwei­ten Hin­ge­rich­te­ten eben­falls ange­nom­men, lehn­te jedoch ab, da offen­bar nicht genü­gend Zeit vor­han­den war, Test durch­zu­füh­ren, da die­ser mit Hepa­ti­tis B infi­ziert war.

Die Orga­ne des drit­ten Häft­lings wur­den vom betref­fen­den Spi­tal zurück­ge­wie­sen. Das Chang Gung Memo­ri­al Kran­ken­haus in Kaoh­si­ung habe Beden­ken, was Orga­ne von Hin­ge­rich­te­ten ange­he, mel­det CNA, aus­ser­dem befürch­te es Pro­tes­te von Menschenrechtsgruppen.

8000 Men­schen war­ten auf Organe

Kei­ne Beden­ken was Orga­ne von Hin­ge­rich­te­ten angeht, scheint der bekann­te Kar­dio­lo­ge Chu Shu-hsun zu haben. Wenn gespen­de­te Orga­ne nicht ver­wen­det wür­den, sei dies sehr scha­de, so Chu gegen­über der United Dai­ly News .

In Tai­wan war­ten der­zeit 8000 Pati­en­ten auf eine Organ­spen­de, dabei gebe es viel zu wenig gespen­de­te Orga­ne, so Chu Shu-hsun wei­ter. Eine ver­pass­te Chan­ce bedeu­te für den betref­fen­den Pati­en­ten den Tod. Kri­tik aus dem Wes­ten sol­le man des­halb zurück­wei­sen, fin­det der Arzt. Der Gene­ral­se­kre­tär der Ver­ei­ni­gung zur Organ­ver­mitt­lung in Tai­wan, wird noch deut­li­cher: «Die Hin­rich­tung reprä­sen­tiert das Ende ihres Ver­bre­chens, die Organ­spen­de den Beginn der Lie­be», wird Wu Ying-lai von CNA zitiert.

Die 11 Kran­ken­häu­ser, die in Tai­wan gespen­de­te Orga­ne anneh­men, gin­gen nach unter­schied­li­chen Regeln vor, sagt der frü­he­re Lei­ter des Trans­plan­ta­ti­ons­teams des Natio­na­len Tai­wan Uni­ver­si­täts­kran­ken­hau­ses, Ko Wen-je. Eini­ge wür­den gar kei­ne Orga­ne von Hin­ge­rich­te­ten anneh­men, ande­re nur in Aus­nah­me­fäl­len und wie­der ande­re wür­den die Orga­ne zwar akzep­tie­ren, sei­en aber nicht bereit sie selbst aus dem Kör­per des Hin­ge­rich­te­ten zu entnehmen.

Mehr­zahl der Tai­wa­ner für Todesstrafe

Am Tag nach der Exe­ku­ti­on der sechs Häft­lin­ge, sag­te Pre­mier­mi­nis­ter Sean Chen, er kön­ne die Argu­men­te der Geg­ner der Todes­stra­fe nach­voll­zie­hen. Die Mehr­heit der Tai­wa­ner sei jedoch für die Bei­be­hal­tung der Todes­stra­fe. Das Jus­tiz­mi­nis­te­ri­um ver­öf­fent­lich­te eine Umfra­ge, die im Juli durch­ge­führt wur­de, danach sind 77 Pro­zent der Tai­wa­ner gegen die Abschaf­fung der Todesstrafe.

Auch der Vor­sit­zen­de der Oppo­si­ti­ons­par­tei DPP, Su Tseng-chang sag­te gegen­über CNA am Sonn­tag, dass Tai­wans Gesell­schaft noch nicht bereit sei, die Todes­stra­fe abzu­schaf­fen. Dies obwohl sich sei­ne Par­tei frü­her immer wie­der gegen die Todes­stra­fe aus­sprach. So wur­de unter dem frü­he­ren Prä­si­den­ten Chen Shui­bi­an von Dezem­ber 2005 bis zum Ende sei­ner Amts­zeit im Mai 2008 ein inof­fi­zi­el­les Mora­to­ri­um ver­hängt. Nach­dem die jet­zi­ge Regie­rungs­par­tei Kuomin­tang wie­der an die Macht kam, wur­den 2010 vier und 2011 fünf zum Tode Ver­ur­teil­te hingerichtet.

Gemäss dem Jus­tiz­mi­nis­te­ri­um kann die Hin­rich­tung durch eine Gift­sprit­ze oder durch Erschies­sen voll­zo­gen wer­den. Dabei schiesst der Voll­stre­cker in die Herz­ge­gend des Ver­ur­teil­ten, bei Organ­spen­dern in den Kopf.

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