Das Fischmarkt-Problem
Tsukiji das ist der Inbegriff der japanischen Fischkultur. Hier werden täglich Tonnen von Fisch an den Händler gebracht. Auf dem grössten Fischmarkt der Welt sind bis zu 60’000 Menschen beschäftigt. Tausende von Touristen bewundern hier allmorgendlich das hektische Treiben der Markthändler (Asienspiegel berichtete).
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Der Tsukiji-Markt im zentralen Chuo-Distrikt wurde zum neuen Handelszentrum, nachdem das grosse Kanto-Erdbeben 1923 den damaligen Fischmarkt in Nihonbashi zerstört hatte. 1935 entstand die typische viertelkreisförmige Gebäudearchitektur, die den Händlern eine möglichst grosse Verkaufsfläche ermöglichte.
Doch nun soll bald Schluss sein mit dem berühmtesten Fischmarkt der Welt. 2010 beschloss der damalige Gouverneur von Tokio, Shintaro Ishihara, Tsukiji weiter südlich in den Stadtteil Toyosu zu verlegen. Der heutige Fischmarkt sei zu zentral gelegen, um diesen den Grosshändlern zu überlassen. Zudem ist die Infrastruktur in die Jahre gekommen. 390 Milliarden Yen (3,4 Milliarden Euro) kostet der Neubau auf dem 40 Hektar grossen Areal.
Verseuchtes Areal
Ishihara boxte den Entscheid trotz vieler Proteste durch. Viele hätten lieber an gleicher Stelle einen Ausbau gesehen. Am meisten Sorge bereitet jedoch das neue Gelände in Toyosu. Hier stand zwischen 1956 und 1976 der städtische Gasproduzent Tokyo Gas.
Die Erde auf dem Toyosu-Areal ist aus diesem Grund stark mit krebserregendem Benzol und Zyanid verseucht. Der erlaubte Grenzwert wurde 2008 bei den ersten Messungen um das 43’000-fache überschritten. Seit über zwei Jahren sind die Behörden daran, die Stätte zu dekontaminieren. 58,6 Milliarden Yen (514 Millionen Euro) kostet das Projekt.
Proteste der Konsumentenschützer
Die Verseuchung ist jedoch so stark, dass die geplante Verlegung des Tsukiji-Marktes bis 2014 nicht zustande kommen wird, wie die Yomiuri Shimbun berichtet. 10 Meter unter dem Boden wurde weitere verseuchte Erde gefunden. Die Stadtregierung rechnet nun mit mindestens einem Jahr Verspätung.
Der japanische Konsumentenschutzverband Food Safety Citizen’s Watch zeigte sich von Anfang besorgt um diese Tatsache. Das Problem des verseuchten Bodens sei überall auf Japans alten Fabrikflächen anzutreffen. Viele Fischhändler glauben nicht, dass sie unter diesen Bedingungen ihre Ware sicher anbieten können. Die Behörden verfahren trotz allem weiter.
Die Zukunft von Tsukiji
Derweil plant der Bezirk Chuo die Zukunft für seinen altwürdigen Tsukiji-Fischmarkt. Auch ohne Auktionen sollen die Touristen hierher strömen. Dafür soll ein Neubau sorgen, in dem weiterhin frischer Fisch und andere Lebensmittel in bis zu 93 Läden und Restaurants angeboten werden soll, wie die Mainichi Shimbu berichtet.
Ziel ist es, die kleinen Händler in Tsukiji zu behalten, während die Grosshändler nach Toyosu ziehen werden. Auch der Namen soll keine grosse Änderung erfahren. Der neue Shopping-Komplex wird voraussichtlich Tsukiji New Market heissen. Wer noch eine traditionelle Tsukiji-Auktion erleben möchte, sollte sich also beeilen.
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