Der Scheck vom AKW-Betreiber
Japans AKW-Betreiber hatten vor der Katastrophe von Fukushima die Bevölkerung stets hinter sich. Dafür sorgte ein ausgeklügeltes System von finanziellen Anreizen.
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1981 führte Japan ein System ein, das den Bewohnern von Ortschaften in der Nähe eines AKW jährlich einen finanziellen Zustupf durch die Stromproduzenten garantieren würde. Die Grundidee dafür stammte von Premierminister Kakuei Tanaka, der bereits 1973 vorschlug, die Stromkosten für die Bewohner einer AKW-Gemeinde zu senken.
Seit 30 Jahren ist dieses ursprünglich temporäre System intakt. Zwischen 20’000 (175 Euro) und 40’000 Yen (350 Euro) erhält jeder Haushalt pro Jahr auf sein Bankkonto überwiesen. Kritiker bezeichnen diese Beträge als ein Bestechungsmittel, um sich den Goodwill in der Lokalbevölkerung rund um ein AKW zu erkaufen.
Verzicht aus Protest
Im Jahr 2011 haben 1 Million Haushalte in 14 Präfekturen davon profitieren dürfen, wie die Asahi Shimbun berichtet. 7,6 Milliarden Yen (66 Millionen Euro) sind dabei geflossen. Doch seit dem 11. März 2011 beginnen viele Bezüger, die Zahlungen zurückzuweisen.
171 Haushalte haben alleine 2011 auf ihren Geldanspruch verzichtet. Das ist ein Anstieg um über 80 Prozent zum Vorjahr. Alleine in der Präfektur Fukushima haben 4 betroffene Gemeinden gänzlich die Zahlungen gestoppt.
Gemäss einer Umfrage von Asahi Shimbun verzichten viele Haushalte aus Protest gegen die AKW-Politik auf die Unterstützung. Dabei ist es gar nicht so einfach, die jährliche Banküberweisung zu stoppen. Der Bewohner muss dafür ein schriftliches Formular beim AKW-Betreiber einreichen.
Grosse Infrastrukturprojekte
Das Anreizsystem der Stromproduzenten macht bei diesem verhältnismässig geringen Zustupf nicht Halt. Es sind die grosszügig bezahlte Infrastrukturprojekte, die nicht selten auch die letzten Kritiker vom AKW-Betrieb in ihrer meist wirtschaftlich armen Gemeinde verstummen lassen (Asienspiegel berichtete).
In der Präfektur Fukushima baute TEPCO nur unweit des AKW Fukushima 1 ein riesiges Sport- und Ausbildungszentrum, inklusive Hotel und Kongresshalle, das sogenannte J-Village (Asienspiegel berichtete).
Bis zum 11. März 2011 war es das grösste Sportzentrum des Landes und Trainingsquartier der japanischen Fussballnationalmannschaft. Heute ist das J-Village zum Wohnquartier der Rettungsarbeiter umfunktioniert worden.
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