Die Nanking-Abbitte
Yukio Hatoyama war bis im Juni 2010 noch Japans Premierminister. Bis im vergangenen Jahr war er noch Abgeordneter im Unterhaus für die Demokratische Partei. Im November folgte nach Streitigkeiten mit seiner Partei der Rücktritt. Bei den Neuwahlen im Dezember trat er nicht mehr an.
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Aufs Rampenlicht mag Yukio Hatoyama dennoch nicht verzichten. Begleitet von zahlreichen Medien machte sich der ehemalige Premierminister auf eine viertägige Reise nach China auf. Als Privatperson auf Einladung einer akademischen Organisation, wie er betonte. Empfangen wurde er jedoch wie ein Staatsmann. Die Kameras folgten ihn auf Schritt und Tritt.
Der Besuch in Nanjing
Zum Schlüsselereignis wurde Hatoyamas Besuch in der chinesischen Stadt Nanjing (Nanking ist die ältere deutsche Schreibweise, Anm. d. Red), wo japanische Truppen im Dezember 1937 nach der Besetzung rund 200’000 Menschen ermordeten – im Westen als Nanking-Massaker bekannt. Vor einer Gedenkstätte verneigte sich der Ex-Premiere uns entschuldige sich darauf für die Gräueltaten seines Landes.
«Als Japaner fühle ich mich verantwortlich für diese Tragödie. Ich bin hier, um mich aufrichtig zu entschuldigen», sagte Hatoyama der chinesischen Presse. Er ist nach Toshiki Kaifu und Tomiichi Murayama erst der dritte Ex-Premier, der Nanjing besucht hat.
Die Aussage ist besonders brisant, da mit Shinzo Abe zurzeit ein Premierminister in Japan am Ruder ist, der genau wie sein Parteikollege und Ex-Premier Junichiro Koizumi, auch schon den umstrittenen japanischen Kriegsschrein Yasukuni besucht hat. Nicht wenige von Abes Parteikollegen zweifeln gar das Nanjing-Massaker an oder verharmlosen es als Zwischenfall.
Kritik an Tokio
Hatoyama selbst gab sich in seiner Zeit als Premierminister überaus chinafreundlich (Asienspiegel berichtete). Er strengte gar eine politische Annäherung der beiden Länder an, die letztendlich scheiterte.
Vor seiner Reise nach Nanjing traf sich der Ex-Premier in Beijing mit einem Vertreter des Konsultativkonferenz, dem Beraterstab der chinesischen Regierung. Dabei machte sich Hatoyama bezüglich des Streits und die umstrittenen Senkaku-Inseln für eine Lösung zwischen den beiden Ländern stark.
Er kritisierte die Haltung seines eigenen Landes. «Japans Regierung sagt, dass es keinen Territorialstreit gebe. Aber offensichtlich gibt es einen.» Beide Länder sollten das Problem anerkennen und über den Dialog zu einer Antwort finden, so Hatoyama weiter.
«Ein Landesverräter»
Tokio zeigte sich wenig erfreut über die ausgedehnte China-Reise des Ex-Premiers. Besonders verärgert zeigte sich Japans Verteidigungsminister Itsunori Onodera. Es sei nicht gut, wenn China die Worte Hatoyamas für seine eigenen Zwecke verwende. «Ich sollte es zwar nicht sagen, aber für einen Moment kam mir das Wort ‹Landesverräter› in den Sinn», zitiert die Yomiuri Shimbun Verteidigungsminister Onodera.
Chinas Medien haben derweil die Geste des ehemaligen japanischen Regierungschefs begrüsst. In zahlreichen Medien wurde gross über ihn berichtet. Auch Chinas Aussenminister lobte Hatoyama. Ein solcher Besuch sei ein Antrieb für eine gesunde Entwicklung der Beziehungen beider Länder.
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