Google in Nordkorea
Googles Verwaltungsratschef Eric Schmidt und der ehemalige Gouverneur von New Mexico, Bill Richardson, haben sich diese Woche auf eine ungewöhnliche Reise gemacht. In Nordkorea wurden Sie von einer Regierungsdelegation empfangen, die Sie in Pjöngjang herumführte. Ihre genaue Mission war niemanden wirklich bekannt.
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Bill Richardson Reisemotiv mögen inoffizielle Verhandlungen über die Freilassung von Kenneth Bae gewesen sein, wie die Chosun Ilbo vermutet. Der Korea-Amerikaner sitzt seit Ende letztem Jahr wegen Spionagevorwürfen in Nordkorea in Haft. Für Google’s Schmidt mag es einfach ein guter PR-Gag gewesen sein. Für den Internetgiganten wird das streng kontrollierte Nordkorea in naher Zukunft kaum ein interessantes geschäftliches Umfeld bieten.
Nach ihrer Reise machten die beiden einen Zwischenstopp in Beijing, wo sie sich erstmals über ihre Beweggründe äusserten. Man habe sich als Privatleute für mehr Offenheit in Nordkorea eingesetzt. Nur so könne die Wirtschaft wachsen. Das Internet sei die Lösung, um die Wirtschaft in Gang zu bringen, soll Eric Schmidt den nordkoreanischen Regierungsoffiziellen gesagt haben. Richardson bezeichnete in einem Interview mit CNN Schmidt als «einen Rockstar» unter Nordkoreas Fachleuten und Studenten.
Die Berichte Nordkoreas
Diese Forderung scheint in Nordkorea jedoch auf wenig Interesse gestossen zu sein. In den offiziellen Medien war von Internet nicht die Rede. Vielmehr beschrieb Nordkoreas einzige Nachrichtenagentur KNCA, wie Schmidt und Richardson das Mausoleum der beiden verstorbenen Führer Kim Il-Sung und Kim Jong-il auf einer Stadtführung besuchten.
«Die Mitglieder der Besucherdelegation zollten den Statuen der unvergleichlichen Männer ihre hohe Anerkennung», so die KNCA im Wortlaut. Die Parteizeitung Rodung Sinmun ging gleich noch einen Schritt weiter: «Die Herren Richardson und Schmidt drückten ihre Bewunderung für die Genossen Kim Il-Sung und Kim Jong-il aus und zollten Ihnen ihren Respekt.»
In der Bibliothek
Später besuchten die beiden Gäste «das Grosse Studienhaus des Volkes», wo sie «mehrere Leseräume besuchten und dabei unterrichtet wurden, dass hier Bevölkerung und Studenten das Wissen über die moderne Wissenschaft und Technologie erlangen und ihre kulturelle Errungenschaften verbessern.» Ein Foto zeigt, wie Googles Kreativchef Jared Cohen einen Computer begutachtet.
Das nordkoreanische Staatsfernsehen berichtete zudem ganz kurz, gemäss North Korea Leadership Watch exakt 32 Sekunden, vom Besuch der US-Delegation in Nordkoreas Bibliothek der Kim Il-Sung Universität, in der eine Elite der Internetzugang ermöglich wird.
«Hilfreiche Idioten»
Es stellt sich die Frage, wer von wem hier bei diesem Besuch profitiert hat. Kim Jong-un, der die beiden Gäste offenbar nicht getroffen hat, wird sich zweifellos über den seltenen Besuch gefreut haben. Seinem Volk konnte er sich als weltoffener Führer präsentieren, dessen ausländische Gäste gar seinen Verstorbenen Vorfahren huldigen.
«Nordkorea benutzt leichtgläubige Amerikaner für seine eigenen Zwecke», kritisierte Ex-UN-Botschafter der USA, John Bolton, den Besuch. Der Republikaner John McCain beschrieb das Google-Team als «hilfreiche Idioten». Washington gab sich gemäss der NY Times derweil etwas diplomatischer. Man glaube nicht, dass der Zeitpunkt des Besuchs «besonders hilfreich» gewesen sei.
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