Japans wichtigste Gäste
2010 war für Japans Tourismusindustrie ein Traumjahr. 8,6 Millionen ausländische Gäste zählte das Land. Ein Rekordwert. Von 30 Millionen Touristen begann die Regierung bereits zu träumen. Dann kam die AKW-Katastrophe von Fukushima.
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Auf einen Schlag kämpfte die Branche ums nackte Überleben. Die Besucherzahlen brachen ein. Nur noch 5,4 Millionen Gäste durfte Japan im Katastrophenjahr empfangen. Ein Jahr später verkündet die Branche, dass das schlimmste überstanden sei. 8,37 Millionen ausländische Touristen zählte Japan über das ganze Jahr 2012, wie Japans Fremdenverkehrszentrale JNTO bekanntgab. Das ist ein Anstieg um fast 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und der zweitbeste Wert überhaupt.
Damit ist das Niveau von 2010 wieder fast erreicht, das erklärte Ziel von 9 Millionen Gästen wurde jedoch deutlich verpasst. Den Aufschwung zu verdanken hat Japan einzig und alleine dem asiatischen Kontinent.
Japan-Boom in Taiwan
So erlebte Japan einen regelrechten Besucher-Boom aus Taiwan. Die Insel hat China zum ersten Mal seit drei Jahren wieder überrundet und liegt nun an zweiter Stelle. Über 1,46 Millionen Taiwaner machten 2012 einen Abstecher nach Japan. Es ist das Resultat einer verstärkten Werbekampagne in Taiwan und einer Zunahme der Flugverbindungen zwischen den beiden Ländern.
Ausserdem entwickeln sich Thailand, Malaysia, Vietnam und Indonesien zum Zukunftsmarkt für Japans Tourismusbranche. Hier liegen die Wachstumszahlen im Vergleich zum Rekordjahr 2010 teilweise bei über 20 Prozent.
Sorge um China
Wie sich die Lage schnell verändern kann, zeigt jedoch das Beispiel China. Bis im September entwickelten sich die Besucherzahlen erfreulich. Dann eskalierte der Streit um die Inselgruppe Senkaku (Asienspiegel berichtete). Seither sind die Werte im Sinkflug begriffen. Zahlreiche chinesische Reisegruppen annullierten kurzerhand ihre Japan-Ferien.
Allein im Monat Dezember kamen im Vergleich zum Vorjahr 34,2 Prozent weniger Gäste aus China nach Japan. Mit 2010 verglichen, ist es immerhin noch ein Minus von 13,4 Prozent. Eine Besserung ist nicht in Sicht.
Südkorea und China als wichtigste Märkte
«Wir sind diesbezüglich noch nicht im Stadium einer schnellen Erholung», lässt die japanische Tourismusbehörde, Japan Tourism Agency, gegenüber der Nikkei Shimbun verlauten. Bereits heute sind über 17 Prozent aller ausländischer Touristen in Japan aus China. Eine permanente Abschwächung hätte für die Branche im Land spürbare Folgen.
Die Besucher aus Südkorea bleiben derweil ungeschlagen auf Platz 1 der Jahresrangliste. 2012 kamen 2 Millionen Gäste aus Südkorea nach Japan. Doch auch hier bleibt es im Vergleich zu 2010 bei einem Minus von 16,2 Prozent. Der Hauptgrund sind die anhaltenden Sorgen um die Auswirkungen der radioaktiven Verstrahlung in der Präfektur Fukushima.
Europa bleibt weg
Und wie verhält es sich mit den Gästen aus Europa? Zwar sind die Gästezahlen aus den grossen Märkten Grossbritannien, Frankreich und Deutschland im Vergleich zum Katastrophenjahr 2011 wieder angestiegen. Um bis 30 Prozent liegen hier die Wachstumszahlen. Das Niveau von 2010 ist aber noch in weiter Ferne.
Letztes Jahr kamen 109’000 Gäste aus Deutschland nach Japan. Das sind immer noch 12,4 Prozent weniger als 2010. Auch die Schweiz bleibt mit 20’674 Touristen (bis Oktober 2012) im Vergleich zu 2010 im Minus. Bei Österreich mit knapp 10’000 Touristen (bis Oktober 2012) verhält es sich nicht anders. Hier halten weiterhin der starke Yen wie auch die Sorgen um Fukushima von Ferien in Japan an.
Die bescheidenen Zahlen aus Europa waren in den japanischen Medien jedoch keine Notiz wert. Verglichen mit den asiatischen Ländern sind die Besucherzahlen vom alten Kontinent schlichtweg zu gering. Viel lieber setzt Japan auf die Wachstumsmärkte in Südostasien.
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