Kein Mann der sanften Worte
Taro Aso, japanischer Premierminister zwischen 2008 und 2009, ist zur Überraschung vieler wieder zurück auf der grossen Bühne. Seit Ende Dezember amtet 72-Jährige als als Vize-Premier und Finanzminister des hochverschuldeten Staates.
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Wortgewandt war der Mann noch nie. Seine Versprecher haben ihm auch schon den Ruf eingebracht, der japanische George W. Bush zu sein. So war es schliesslich nur noch eine Frage der Zeit, bis Aso nach seinem politischen Comeback in die Regierung ins erste verbale Fettnäpfchen treten würde.
Der Versprecher
Am Montag traf sich Aso zu einer Konferenz, die sich mit der Reform des maroden Sozialversicherungssystems auseinandersetzte. Durch die Überalterung der Gesellschaft wird die Finanzierung der Renten und der staatlichen medizinischen Grundleistung zunehmend zu einer Belastung für Japan (Asienspiegel berichtete).
Auch Taro Aso äusserte dabei gemäss Sankei Shimbun seine ganz eigene Ansicht: «Es ist unverantwortlich am Leben bleiben zu müssen, wenn man sterben möchte. Die hohen Pflegekosten werden zudem noch mit dem Geld des Staates bezahlt. Da bekommt man doch ein schlechtes Gewissen. Man lässt jemanden lieber schnell sterben.»
Er persönlich habe dies nicht nötig. «Ich habe in meinem Testament schriftlich festgehalten, dass ich keine solche Pflege möchte. Weil ich schnell sterben will», fügte der 72-Jährige hinzu.
Die Tonaufnahme von Asos Aussage verbreitete sich schnell über die Medien. Nur wenige Stunden später war er gezwungen, zu präzisieren. «Es handelt sich hierbei um meine persönliche Lebensansicht. Dies in einem öffentlichen Rahmen zu sagen, war nicht unbedingt angemessen.» Er lehne als Finanzminister auch nicht die lebensverlängernden Massnahmen für ältere Menschen ab, fügte er hinzu.
Zahlreiche heikle Äusserungen
Feingefühl war nie Taro Asos Stärke. Seit Jahren gelingt es ihm immer wieder, sich scheinbar gedankenlos über heikle Themen zu äussern, so dass es am Ende alle falsch verstehen. Als Premierministers meinte er noch zur Gruppe der Rentner: «Das einzige, wozu diese Leute fähig sind, ist die Arbeit. Mit über 80 Jahren ist es etwas zu spät, um sich noch dem Zeitvertreib zu widmen.» Wenig später folgte die Entschuldigung (Asienspiegel berichtete).
2007 als Aussenminister meint er noch, dass die US-Diplomaten wegen ihren «blauen Augen und blonden Haaren» kaum die Probleme im Nahen Osten lösen könnten. Japanern hingegen würde man in dieser Region vertrauen, weil man dort nie kriegerisch involviert gewesen sei. «Glücklicherweise haben wir gelbe Gesichter», meinte er dazu.
Lesefehler
Die Spur seiner Versprecher reicht noch weiter zurück. 2001 sagte Aso als Wirtschaftsminister, dass er Japan in ein Land verwandeln wolle, in dem «reiche Juden leben möchten». 2006 bezeichnete er die Kolonisierung Taiwans durch Japan als eine «gute Sache». Durch die Einführung der Schulpflicht durch die japanischen Kolonialherren sei Taiwan heute ein Land mit bester Ausbildung.
Legendär sind auch Asos Reden, in denen er die falsche Lesung gewisser Schriftzeichen verwendete. «Das waren nur Lesefehler, einfache Fehler.» So bleibt den Japanern nur, auf den nächsten Versprecher von Taro Aso zu warten.
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