Mordfall mit Spuren in die Schweiz
In der Stadt Kuki in der Präfektur Saitama wurden am 28. Januar 2013 in einem Wohnquartier zwei vergrabene Leichen auf einem leeren Grundstück entdeckt. Gemäss Obduktion der Polizei wurden beide zu Tode gewürgt.
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Dabei handelte es sich um den 51-jährigen Fondsmanager Makoto und die 48-jährige Mie Shimomi. Das Ehepaar wurde seit dem 7. Dezember vermisst. In Zürich lebhaft waren sie Ende November für Ferien in ihre Heimat Tokio gereist. Für den 14. Dezember besassen sie Flugtickets für die Rückreise in die Schweiz.
Kurz vor ihrem Verschwinden reiste das Ehepaar in einem Auto in Richtung Nikko, in der Präfektur Tochigi, um an einer Party teilzunehmen, wie sie Freunden erläuterten. Das Fest fand jedoch nie stand.
Erste Verhaftung
Die Einladung erwies sich als Falle. Die Polizei kam den Vermissten auf die Spur, als sie den von den Shimomis benutzten Wagen in der Stadt Kuki fanden. Nur unweit davon lagen die Leichen begraben. Menschen in der Nachbarschaft hatten laut NHK News beobachtet, wie Männer in Uniformen während zwei Tagen auf dem leeren, umzäunten Grundstück dubiose Grabungsarbeiten tätigten.
Die Polizei hat dank den bisherigen Hinweisen den 41-jährigen T. Kuwahara auf der Südinsel Miyakojima in der Präfektur Okinawa verhaftet. Er soll dort untergetaucht sein. Er sei auf dem Grundstück in Kuki gesehen worden, in dem die Leichen begraben wurden.
Ausserdem wurde heute den 43-jährigen T. Watanabe als Besitzer des Grundstücks auf Miyakojima als Verdächtiger verhaftet, wie die Yomiuri Shimbun berichtet. Er hatte Makoto Shimomi vor einem Jahr kennengelernt und pflegte regelmässsigen Kontakt per E-Mail und Telefon mit ihm. Die Mainichi Shimbun geht davon aus, dass er ein potentieller Kunde von Shimomi gewesen sein könnte. Offenbar hat der 43-jährige einen gescheiterten Selbstmordversuch hinter sich.
Wohnungen, Jachten und Luxusautos
Makoto Shimomi war ein vermögender Fondmanager, der einen Investmentfonds aus Liechtenstein verwaltet haben soll. Vor vier Jahren zogen er mit seiner Frau in die Schweiz. Er pendelte regelmässig zwischen der Schweiz und Japan hin und her. Dem Ehepaar ging es finanziell prächtig.
Wie die Sankei Shimbun berichtet, besassen sie mehrere Wohnungen in Tokio. Einige davon lagen in den teurem Quartieren Ginza, Akasaka und Roppongi. Zwei Luxusautos besassen sie ebenfalls.
Das Ehepaar war selbst Mitglied eines teuren Jachtklubs. Selbst in Monaco sollen sie diesem Hobby gefrönt haben, wie NHK News berichtet. Den Friseur für ihre Hunde liessen sie gar in die Schweiz eingefliegen.
Ein Millionenlohn
Noch vor einigen Jahren soll Makoto Shimomi laut der Sankei Shimbun jährlich 500 Millionen Yen (4 Millionen Euro) verdient haben. Ehemalige Arbeitskollegen bezeichnen Shimomi als freundlich, geschäftstüchtig, vertrauenswürdig, ehrgeizig aber auch stark auf sich selbst bedacht.
Doch nicht immer war Shimomi erfolgreich, wie NHK weiter berichtet. Vor seiner Wegzug in die Schweiz war er mit einem Geschäftspartner selbständig tätig. Hauptsächlich ausländische Aktien machten sie dem japanischen Anleger schmackhaft. Dabei soll Shimomi auch schon mehrere Millionen Yen verloren haben.
Der Fonds von Makoto Shimomi
Weshalb die beiden sterben mussten, bleibt unklar. Hatte Makoto Shimomi womöglich Vermögen veruntreut? Wusste er zu viel? Eine weitere Spur führt zum Bahnhof Tokio. Dort versuchte im Dezember ein Mann mit Mundschutz 3 Millionen Yen (25’000 Euro) abzuheben, mit der Kreditkarte von Makoto Shimomi. Als die zuständige Person am Schalter von der Kreditkartenfirma mehr Informationen einholen wollte, verschwand die Person vorzeitig.
In japanischen Blogs ist vom Japan Opportunity Fonds in Liechtenstein die Rede, den Shimomi vewaltet haben soll. Gemäss Bloomberg ist dieser inzwischen liquidiert worden. Der Fonds soll viel Canon-Aktien geführt haben. Diese Hinweise entstammen jedoch einzig aus Blog-Quellen. Stichhaltige Nachweise fehlen.
Der Blog der Ehefrau
Bei der Spurensuche in der Schweiz zeigt sich, dass das Ehepaar Shimomi ein anonymes Leben führte. Einzig der inzwischen gesperrte Blog (liegt der Asienspiegel-Redaktion vor) der Ehefrau Mie verweist darauf, dass die beiden in Zürich nur unweit der schicken Bahnhofstrasse gelebt haben. Hauptfokus des Blogs waren ihre Hunde, die fast auf jedem hochgeladenen Foto erscheinen.
Mie Shimomi hielt den Blog sehr anonym. Hinweise über ihr Privatleben hielt sie offenbar bewusst zurück. Gesichter auf Fotos wurden bewusst verwischt. Es sticht jedoch hervor, dass sie ein gutes Leben führte, regelmässig gute Restaurants in der Gegend frequentierten und auch sozialen Kontakt mit Japanern in Zürich pflegte. Ihr letzter Eintrag datiert vom 6. Dezember in Tokio.
Die Polizei hofft von den Verhafteten, die Hintergründe des Mordes zu erfahren. Nach weiteren Verdächtigen wird gefahndet. Die Polizei ermittelt im unmittelbaren privaten und geschäftlichen Umfeld des getöteten Ehepaars.
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