Weniger als 30’000 Selbstmorde
Seit 1978 zählt Japans Nationale Polizeibehörde die jährliche Anzahl an Selbstmordfällen. Das Land leidet schon seit Jahrzehnten an einer der höchsten Suizidraten weltweit.
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Lange lagen die Zahlen zwischen 20’000 und 25’000, bis 1998 die kritische 30’000er-Marke überschritten wurde. Es war die Konsequenz einer anhaltenden Wirtschaftskrise, die bis heute nicht wirklich überwunden wurde.
So blieb die Zahl der Selbstmorde in den letzten 14 Jahren konstant über 30’0000 (Asienspiegel berichtete). 2003 wurde mit 34’427 gezählten Suiziden eine bedenkliche Rekordmarke erreicht.
Die Kehrtwende
2012 scheint nun endlich eine Kehrtwende eingetreten zu sein. Erstmals seit 1997 ist die Zahl der Selbstmorde weit unter die kritische Marke von 30’000 gesunken. 27’766 haben 2012 gemäss der Nationalen Polizeibehörde ihr Leben genommen. Das ist ein markanter Rückgang um 2885 Fälle oder 9,4 Prozent. Zwei Drittel aller Betroffenen sind dabei Männer.
Gerade bei der anfälligsten Altersgruppe der 40- bis 60-Jährigen haben die Fälle leicht abgenommen. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte ist jedoch, dass die Zahl der Suizidfälle bei den jungen Generationen in den letzte Jahren kontinuierlich zunimmt.
Schwierige Wirtschaftslage
Das hat auch mit der zunehmend schwierigen Arbeitssituation zu tun. Die gut bezahlten, festen Stellen werden immer rarer. Mit Teilzeitjobs ohne soziale Sicherheiten halten sich sich viele junge Japaner über Wasser. Da bleibt kein Geld übrig, um zu heiraten, geschweige denn Kinder zu haben (Asienspiegel berichtete).
Der Verlust der Arbeitsstelle führt in Japan nicht selten zu einer tragischen Kettenreaktion. Nach der finanziellen Not kommt die Isolierung vom sozialen Umfeld. Das Beziehen von Fürsorgegeld wird für viele als Schande betrachtet (Asienspiegel berichtete). Der Freitod wird für viele zur letzten Option.
Auch in den vom Tsunami betroffenen Regionen Fukushima, Miyagi und Iwate bleiben die Selbstmordzahlen im landesweiten Vergleich hoch, haben sich aber im Gegensatz zum Katastrophenjahr 2011 stabilisiert. In zwei Präfekturen sind sie gar zurückgegangen. Dabei fürchteten die Behörden infolge der Katastrophe mit einem markanten Anstieg (Asienspiegel berichtete).
Bessere Präventionsarbeit?
Wieso nun plötzlich der Fall unter die 30’000er-Marke? Eine handfeste Erklärung hat die Suizid-Präventionsstelle der Polizei noch nicht. Man sei daran, die Zahlen zu analysieren, wird sie von der Mainichi Shimbun zitiert.
Ein Grund könnte sein, dass die 40- bis 60-Jährigen die wirtschaftliche Zukunft wieder etwas besser sehen als noch im Krisenjahr 2011. Mag sein, dass auch die verstärkte Präventionsarbeit der Behörden in den letzten Jahren endlich Früchte trägt. Dabei ist jedoch zu befürchten, dass gleichzeitig die jüngeren Altersgruppen zu stark vernachlässigt wurde.
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