Das Dikatoren-Handy
Ende Januar veröffentlichte die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur ein Foto von Kim Jung-un mit einem schwarzen Smartphone auf dem Tisch. Dass es sich um ein Samsung-Handy des Erzrivalen Südkorea handle, wurde schnell ausgeschlossen.
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Viel wahrscheinlicher handelt es sich um ein Gerät des taiwanischen Herstellers HTC, das der Diktator vermutlich über China erhalten hat. Nachdem das Unternehmen letztes Jahr seine Vertretung in Südkorea schliessen musste, hat es jetzt zumindest einen berühmt berüchtigten Fan im Norden der koreanischen Halbinsel.
Bei der genauen Bestimmung des Handy-Typs herrscht derweil noch Unklarheit. Die englische Ausgabe der taiwanischen Nachrichtenagentur CNA mutmasst, dass es ein HTC-Modell der Desire-Serie sein muss. Sie zitiert dabei die Aussage eines Forscher des taiwanischen Industrial Economics and Knowledge Centers. Jene Modelle seien vergangenen April in China auf dem Markt gekommen.
Mehr als 1 Million Handynutzer
Dass es sich beim Gerät um das neue und teurere Butterfly handle, wie einige Internetuser spekulierten, sei eher unwahrscheinlich, da dieses Modell erst vor kurzem in China lanciert worden sei. Die taiwanische Boulevardzeitung Apple Daily tippt auf ein HTC Sensation oder Sensation XE, die 2011 auf den Markt kamen.
Seit 2008 gibt es in Nordkorea ein vom ägyptischen Telekomunternehmen Orascom aufgebautes 3G-Mobilfunknetz mit inzwischen eineinhalb Millionen Nutzern. In einem Land von 25 Millionen Einwohnern ist das noch verhältnismässig wenig. Die Einführung des Handys hat denn auch nicht eine freiere Kommunikationskultur im abgeschotteten Land hervorgebracht. So werden die Mobiltelefone nur an loyale Parteigänger verteilt.
Auslandsgespräche sind unter Strafandrohung verboten. Zudem kosten die Handys stolze 350 Dollar, bei einem durchschnittlichen Monatslohn von 15 Dollar ist das ein Vermögen (Asienspiegel berichtete). Doch auch dann nützt ein Smartphone nicht viel, da der Internetzugang für die gewöhnliche Bevölkerung gesperrt ist.
HTC freut sich über alle Fans
Der taiwanische Smartphone-Hersteller hat nicht nur in Nordkorea keine Niederlassungen, auch das Büro des Unternehmens in Südkorea wurde vergangenen Sommer geschlossen (Asienspiegel berichtete). Mit einem Marktanteil von zuletzt gerade mal 1 Prozent, hatte es HTC in Südkorea besonders schwer. Ob sich die Taiwaner dafür über ihren prominenten Nutzer auf der Nordseite der koreanischen Halbinsel freuen ist dagegen fraglich.
Auf den Bericht in Südkorea reagierte HTC diplomatisch, «man schätze die Unterstützung von allen HTC-Fans», liess der Smartphone-Hersteller ausrichten, schreibt die taiwanische China Times. Ob es sich wirklich um ein HTC-Handy handle, wollte das Unternehmen nicht bestätigen. Man wisse auch nicht über welche Kanäle Kim ein HTC-Smartphone erworben haben könnte, so das Unternehmen weiter.
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