Die Meisterin des Unscheinbaren

Wenn Rinko Kawauchi die Welt fotografiert, dann wird das Unscheinbare ersichtlich und das Alltägliche einzigartig. Es sind kleine, simple Meisterwerke, die ganz still das Leben beschreiben. Das Baby an der Brust, die Hände im Sand, eine glimmende Zigarette, ein Thunfisch, ein Insekt. Aus scheinbar Banalem macht die japanische Fotokünstlerin Poesie.
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Das Fotobuch Illuminance (Verlag: Aperture) hat Rinko Kawauchi vor zwei Jahren endgültig zum international Durchbruch verholfen. 15 Jahre künstlerisches Schaffen stecken hinter diesen Werken, deren Motive der Betrachter auf den ersten Blick zu kennen meint; doch auf diese Weise hat er die Dinge noch nie gesehen. Illuminance verführt den Betrachter in die fantastische Welt der Rinko Kawauchi, in der Licht und Farben zu etwas Neuem verschmelzen.
Wie ein wandernder Dichter lässt sie sich von ihrer unmittelbaren Umgebung inspirieren. «Zuerst entstehen die Fotografien, danach füge ich diese zu einem Gesamtwerk zusammen», so Rinko Kawauchi gegenüber Asienspiegel. Im Westen bezeichnet man ihre Fotokunst gerne als visuelle Haiku, das traditionelle japanische Kurzgedicht. «Meine Fotografie kommt wohl einer Form der Poesie nahe, aber von Haiku würde ich nicht sprechen», meint sie dazu, auch wenn Sie den Vergleich sehr wohl verstehe.
Licht und Schatten
Feinfühligkeit und Akribie ziehen sich wie ein roter Faden durch Rinko Kawauchis Schaffen. So auch bei der Verarbeitung der Tsunami-Katastrophe vom 11. März 2011. «Es ist schwierig in Worte auszudrücken, wie genau mich 3⁄11 beeinflusst hat», sagt Kawauchi. Mit dem sehr persönlich gehaltenen Fotobuch Light & Shadow gibt sie die künstlerische Antwort darauf.
Mit ihrer Kamera ging sie in die verwüsteten Gebiete im Nordosten des Landes. Anstatt das Offensichtliche zu fotografieren, fand Rinko Kawauchi in der Stadt Ishinomaki, die besonders stark vom Tsunami getroffen wurde, das Unscheinbare. Ein Taubenpaar, eine weiss, die andere schwarz. Die Bänder an ihren Knöcheln zeugten davon, dass sie einst als Haustiere gehalten wurden. Immer wieder kehrten sie an dieselbe Stelle inmitten der Trümmer zurück. Doch ihr Haus und ihr Besitzer waren nicht mehr.

Der Anfang von allem
Es ist eine berührende Erzählung in Fotos, die so nur Rinko Kawauchi ersichtlich machen kann. «Diese Tauben stehen symbolisch für so viele Dinge; speziell für den Dualismus unserer Welt. Weiss und schwarz, gut und böse, Licht und Schatten, Mann und Frau, der Anfang und das Ende», schrieb sie dazu.
Indem Rinko Kawauchi aus dem Alltäglichen etwas Einzigartiges macht, erschafft sie neue Inspiration. So wird das Taubenpaar in Light & Shadow zu einer Metapher für die Hoffnung: «Erschaffung erwartet uns nach der Zerstörung. In diesem Sinne spürte ich, dass diese Szene vor mir auch der Anfang von allem war.»
Rinko Kawauchi wird im Rahmen der Ausstellung Illuminance in der Christophe Guye Galerie am 6. März in Zürich sein. Die Ausstellung dauert vom 7. März bis 1. Juni 2013. Mehr dazu hier.
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