Ein Land ohne Flüchtlinge
Japans Medien vermelden Rekordzahlen, was die Zahl der Asylanträge betrifft. So haben gemäss dem Justizministerium 2455 Ausländer letztes Jahr um eine Flüchtlingsstatus in Japan gebeten. Das sind 678 Fälle mehr als noch 2011, wie NHK News festhält. Es ist eine Verzehnfachung im Vergleich zu 2002.
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Kurden aus der Türkei, Burmesen, Nepalesen und Pakistaner haben am häufigsten einen Antrag gestellt. Ein Flüchtlingsstatus erhielten lediglich 18 Personen. 112 Menschen wurden aus humanitären Gründen erlaubt, in Japan zu bleiben.
Trotz aller medialen Vermeidungen: Japan ist mit seinen 128 Millionen Einwohnern eine Insel fast ohne Flüchtlinge. Denn im internationalen Vergleich wirken 2455 Fälle wie ein Tropfen auf den heissen Stein. 2011 waren geschätzte 43,6 Millionen Menschen auf der Flucht, davon die Hälfte Kinder, wie das UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge UNHCR berichtet. Es ist die höchste Zahl in den letzten 15 Jahren.
Hohe Ablehnungquote
2012 wurden in 44 Industrieländern 479’3000 Aslyanträge gestellt, wie das UNHCR im neusten Bericht schreibt. Das ist die höchste Zahl seit 2003. Die Schweiz mit 8 Millionen Einwohnern zählte letztes Jahr 25’900. In Deutschland waren es 64’500. Die Schutzquote lag in beiden Ländern bei über 25 Prozent. In Japan werden derweil weit über 90 Prozent der Anträge abgelehnt. Trotz einer weltweiten Verschärfung der Migrationsgesetz hat kein anderes industrialisiertes Land eine höhere Ablehnungsquote.
Die insulare und abgelegene Lage Japans hat dazu geführt, dass Japan mit der Einführung des Flüchtlingsstatus jahrelange zuwarten konnte. Alleine bis ein Flüchtling in Japan ankommt, gilt es viele Hürden zu überwinden. Ausserdem kämpfte das Land nach dem Zweiten Weltkrieg auch lange mit dem eigenen Wiederaufbau.
Später Start
Erst 1981 wurden ein System für Asylanträge überhaupt eingeführt. Seither stellten bescheidene 14’299 Menschen einen Antrag. In den letzten 20 Jahren gewährte Japan lediglich 616 Menschen den offiziellen Status eines Flüchtlings. Überbevölkerung im eigenen Land, eine stagnierende Wirtschaft und eine Gesellschaft, die grundsätzlich keine Immigration kennt, werden gerne als Gründe für die hohe Ablehnungsquote genannt. Ausserdem gilt es seit 2011 eine eigene grosse Katastrophe zu bewältigen.
Es ist festzuhalten, dass Japan beim UN-Flüchtlingswerk UNHCR das grösste Geberland nach den USA und der EU ist. Doch Mitgefühl lässt sich nicht immer nur mit Geld begleichen.
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