Einem Tsunami ausgeliefert
Was, wenn der nächste grosse Tsunami kommt? Diese Frage hat sich das Forschungszentrum für Katastrophenschutz der Universität Nagoya gestellt. Sein Befund stimmt nachdenklich. Jeder sechste Japaner lebt in einer Küstenregion, die höchstens 5 Meter über dem Meeresspiegel liegt. 21,8 Millionen von 128 Millionen Japaner leben demnach in Gebieten, die einem Riesen-Tsunami wie vom 11. März 2011 mehr oder weniger schutzlos ausgesetzt wären.
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«Tief liegende Wohngebiete sind nicht nur der Gefahr von Tsunami stärker ausgesetzt, sondern auch von Flutwellen, Erdbeben und Bodenverflüssigungen nach Erschütterungen», erklärt Nobuo Fukuwa von der Universität Nagoya gegenüber der Asahi Shimbun. Alleine die Metropolen Tokio, Nagoya und Osaka vereinen 76 Prozent der Bevölkerung, die in tiefe gelegenen Regionen lebt.
Gefahr auch für die Japanküste
Das entspricht 14 Millionen Menschen. Weitere 32 Millionen Menschen leben in diesen drei Städten in ebenfalls gefährdeten Geieten, die zwischen 10 und 30 Meter über Meer liegen. Doch nicht nur an der Pazifikküste, sondern auch an der Japanküste wie der Präfektur Niigata und in der Grossstadt Fukuoka leben zusammen über 1 Million Menschen in tief gelegenem Küstengebiet. Die Wohngebiete wären den Wassermassen schutzlos ausgeliefert.
Die Studie der Universität Nagoya soll helfen, die Präventionsmassnahmen für diese gefährdeten Gebiete zu verbessern. Gerade für die Menschen in den den betroffenen Regionen gilt es effiziente Alarmsysteme und zügige Fluchtwege zu bauen. Erste Massnahmen wurden in den letzten zwei Jahren bereits eingeleitet (Asienspiegel berichtete). Eine komplette Umsiedlung ist schon alleine wegen der bergigen japanischen Topographie unmöglich. Das Land ist nur zu einem Drittel bewohnbar. Die Ebenen nahe der Küste bieten sich als ideale Wohngebiete an.
Die Vorfahren wussten es
Dabei wissen die Japaner bereits von ihren Vorfahren, dass die Ansiedlung gleich an der Küste eine grosse Gefahr darstellt. So führte der Keicho-Tsunami von 1611 im Nordosten Japans dazu, dass die Menschen damals in höhere Gebiete zogen. Historische Quellen sowie alte Steinmarkierungen und edozeitliche Hauptstrassen, die genug weit vom Meer weg liegen, zeugen davon (Asienspiegel berichtete).
Im Laufe der Zeit, die Region erlebt alle 400 bis 500 Jahre einen Riesentsunami, geriet die Katastrophe in Vergessenheit. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, dem Anbeginn der industriellen Modernisierung Japans und dem rasanten Bevölkerungswachstum, wurde schliesslich wieder näher ans Meer gebaut. Billiges, ebenes Küstenland liessen die Bedenken der Vorfahren in der Hintergrund rücken. Die Folgen sind hinlänglich bekannt.
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