Abe entdeckt die Frau

Alljährlich landet Japan in der Rangliste des World Economic Forums auf den hinteren Rängen, wenn es um die Gleichbehandlung der Frau am Arbeitsplatz geht (Asienspiegel berichtete).
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Nun möchte ausgerechnet Premierminister Shinzo Abe diesen Zustand ändern. Mit Hilfe der Frauen will er Japan zurück zum Wirtschaftswachstum bringen. Sie sind gemäss seinen Worten «die ungenutzte Ressource Japans».
Abes Äusserung überrascht, denn ausgerechnet seine Partei der Liberaldemokraten (LDP) vertrat über Jahrzehnte das klassische Rollenbild der Frau: ein bisschen arbeiten in jungen Jahren, heiraten und dann Kinder kriegen. Dass immer mehr junge Frauen Karriereambitionen hegen, sei der Grund für die tiefe Geburtenrate, so die Sicht vieler Konservativer.
Job oder Kind
Bis heute bleibt den Frauen in Japan faktisch nichts anderes übrig als sich zwischen Beruf und Kinderwunsch zu entscheiden. Beides zu kombinieren stösst in der japanischen Unternehmenskultur auf wenig Akzeptanz. Ein späterer beruflicher Wiedereinstieg ist schwierig und oft nur im Teilzeitverhältnis möglich.
Ausserdem sind staatliche Tagesstätten rar gesät und teuer. Die Warteliste für einen Betreuungsplatz ist lang. Bis zu 2 Jahren müssen sich Eltern in Tokio gedulden. Selbst die privaten Krippen sind restlos ausgebucht. (Asienspiegel berichtete).
All dies hat zur Folge, dass nur ein Drittel der japanischen Mütter von jungen Kindern im Berufsleben tätig ist. Weibliche Führungskräfte bleiben in diesem Land noch immer eine kleine Sensation.
Wirtschaftlicher Pragmatismus
Dabei könnte Japan gemäss der Financial Times bei einer besseren Integration der Frauen in den Arbeitsprozess sein Bruttoinlandsprodukt um bis zu 15 Prozent steigern.
Dieses wirtschaftliche Argument, die tiefe Geburtenrate sowie die alternde Bevölkerung haben nach Jahren der Untätigkeit zu einem allmählichen Umdenken in Politik und Wirtschaft geführt.
Mehr Kindertagesstätten
Für Shinzo Abe ist denn auch klar, dass sein gewünschtes Wirtschaftswachstum nur nachhaltig betrieben werden kann, wenn die Frauen im Berufsleben mit von der Partie sind. Dafür sollen in den nächsten Jahren die Strukturen geschaffen werden.
Gemäss FNN News möchte er bis 2017 Betreuungsmöglichkeiten für 400’000 Kinder schaffen und so die Wartelisten für Tagesstätten überflüssig machen. Kinder haben und eine Berufskarriere sollen sich so nicht mehr ausschliessen. Ausserdem sollen die Unternehmen auf freiwilliger Basis zumindest eine Frau auf der Führungsebene beschäftigen.
Ein langer Weg
Die konservative Wende von Shinzo Abe überrascht. Für eine erfolgreiche Umsetzung seiner Ziele bedarf es jedoch eines grundlegenden Wandels in der Gesellschaft sowie der Unternehmenskultur. Die von ihm angekündigten Massnahmen werden dafür kaum ausreichen, doch ein Anfang sind sie allemal.
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