Alle gegen das AKW Hamaoka
Hamaoka ist eines der gefährdetsten AKW in Japan. Das nukleare Kraftwerk in der Präfektur Shizuoka liegt in einer seismisch aktiven Region. Seit Jahren muss hier mit einem grossen Erdbeben und Tsunami gerechnet werden (Asienspiegel berichtete).
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Ein Super-GAU in dieser Region hätte für die Bevölkerung und die Wirtschaft des Landes ungeahnte Folgen. Für das Land zentrale Transportwege liegen nur 20 Kilometer vom AKW Hamaoka entfernt. Die Auswirkungen eines atomaren Unfalls wären hier weit grösser als in Fukushima (Asienspiegel berichtete).
Aus diesen Gründen hatte der damalige Premierminister Naoto Kan nur zwei Monate nach der Dreifachkatastrophe vom 11. März 2011 die vorläufige Abschaltung des AKW Hamaoka angeordnet (Asienspiegel berichtete). Es war der Anfang einer Entwicklung, die auf der Druck der lokalen Behörden zur zwischenzeitlichen Abschaltung aller Reaktoren in Japan geführt hatte. Zurzeit sind 48 von 50 Reaktoren abgeschaltet.
Milliarden für den Neustart
Für Chubu Electric Power bleibt die Stilllegung von Hamaoka jedoch ein rein vorläufiger Zustand. 150 Milliarden Yen (1,2 Milliarden Euro) wendet der AKW-Betreiber auf, um sein Kernkraftwerk den neusten Sicherheitsbestimmungen der Nuklearen Regulierungsbehörde (NRA) anzupassen.
Noch dieses Jahr soll die 22 Meter hohe Tsunami-Schutzwand fertig gestellt werden (Asienspiegel berichtete). Bis im März 2015 sollen die geforderten Entlüftungsfilter für die Reaktoren 3 und 4 folgen. Spätestens dann soll das AKW wieder startbereit sein.
Der Widerstand in den Gemeinden
Doch der Plan von Chubu Electric Power könnte am Widerstand der angrenzenden Gemeinden scheitern, wie die Mainichi Shimbun berichtet. Diese haben sich spätestens seit Fukushima gegen ihr AKW gewendet. Bei den Bürgermeisterwahlen der angrenzenden Städten Kakegawa und Fukuroi war Hamaoka ein Hauptthema.
Gewonnen haben hier jeweils die im Amt stehenden Bürgermeister, die sich gegen ein Wiederhochfahren der Reaktoren ausgesprochen haben. «Man kann wohl kaum behaupten, dass dies hier wirklich ein Ort für ein AKW ist», liess der wiedergewählte Bürgermeister von Kakegawa, Saburo Matsui, wissen.
In Fukuroi stellten sich gleich beide Kandidaten explizit gegen das AKW Hamaoka. «Selbst wenn die Sicherheitsmassnahmen fertig gestellt sein sollen, werde ich einen Neustart nicht gutheissen», sagte der siegreiche Hideyuki Harada. In den ebenfalls angrenzenden Städte Kikugawa und Yaizu wird ebenfalls gegen ein mögliches Hochfahren von offizieller Stelle opponiert.
Das Gewicht der Gemeinden
Um ein AKW in Betrieb zu nehmen, bräuchte es keine Zustimmung der angrenzenden Städte. Theoretisch würde das OK der neu geschaffenen Nuklearen Regulierungsbehörde (NRA) ausreichen. Doch seit dem Unfall in Fukushima werden die Sorgen der lokalen Gemeinden um das AKW ernst genommen. Gewöhnlich werden sie in die Gespräche rund um den Start eines Reaktors eingebunden.
Ausserdem ist eine gute Beziehung des AKW-Betreibers zu den lokalen Behörden essentiell, besonders seit die NRA den zwingenden Evakuierungsplan von einem Radius von 10 auf 30 Kilometer rund um ein AKW erweitert hat (Asienspiegel berichtete).
Im Falle eines Unfalls in Hamaoka wären ganze 11 Gemeinden von einer Sofortevakuierung betroffen. 740’000 Menschen müssten innert kürzester Zeit aus einem definierten Gefahrenbereich in Sicherheit gebracht werden. Es ist eine logistische Monsteraufgabe, die der AKW-Betreiber nur in Kooperation mit den betroffenen Städten umsetzen kann.
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