Das Ende des Stromsparens
Nach dem AKW-Unfall von Fukushima wurde «Setsuden» zum geflügelten Wort in Japan (Asienspiegel berichtete). Praktisch an allen öffentlichen Orten wurde aufs Stromsparen aufmerksam gemacht, nachdem fast alle Kernreaktoren aus Sicherheitsgründen zum Stillstand gekommen waren.
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Noch im letzten Sommer und Winter gab Tokio noch den Auftrag durch, in verschiedenen Regionen bis zu 15 Prozent Strom zu sparen, um der Energienachfrage in den heissen Monaten überhaupt nachzukommen.
Nach zwei Jahren soll nun aber Schluss damit sein, wie verschiedene japanische Medien berichten. Zum ersten Mal seit der Katastrophe vom März 2011 will die Regierung diesen kommenden Sommer auf offizielle Stromsparmassnahmen verzichten.
Genug Strom für den Sommer
Das Wirtschaftsministerium klärt zurzeit noch die aktuellen Zahlen der einzelnen Stromproduzenten ab. Doch wie es aussieht, sind diese gut gerüstet. Obwohl noch immer 48 von 50 AKW-Reaktoren abgeschaltet bleiben, haben die verschiedenen Energieproduzenten auf konventionelle, teilweise eingemottete Wärmekraftwerke, die meist mit Gas betrieben werden, als Zwischenlösung umgesattelt.
So hat selbst Kansai Electric Power, das die Grossregion Osaka versorgt und besonders von seinen AKW abhängig war, offenbar gut vorgesorgt, wie die Nikkei Shimbun berichtet. Für den Sommer sei selbst bei hohem Stromverbrauch eine Überkapazität von rund 3 Prozent garantiert. Dies werde durch den Stromimport von benachbarten Produzenten ermöglicht.
Im Grossraum Tokio und im Osten des Landes wird es ebenfalls genügend Strom geben. Selbst bei höchstem Verbrauch soll es noch einen Reserveanteil von rund 6,9 Prozent geben. Für das ganze Land wird diesen Sommer mit einer Überkapazität zirka 5 Prozent gerechnet.
Ein Entscheid mit Signalwirkung
Sollte die Regierung tatsächlich das Ende der Stromsparmassnahmen erklären, hätte dies Signalwirkung für die künftige Atompolitik. Denn bislang hiess es von der Regierung sowie von der Stromlobby stets, dass ohne AKW die Stromversorgung nicht gesichert sei. Dies könnte so nicht mehr kommuniziert werden.
Die Regierung von Shinzo Abe steckt denn auch in einer Zwickmühle. Einerseits unterstützt sie weiterhin unter gewissen Bedingungen die Aufschaltung der AKW-Reaktoren, andererseits schadeten die ewigen Warnungen über Energieengpässe der japanischen Wirtschaft. So ist das Ende des Stromsparens aus der Sicht Tokios vor allem ein pragmatischer Entscheid.
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