Design für den Generalissimo
Es hätte alles witzig und originell werden sollen; so dachte sich das zumindest die Stiftung der Gedenkhalle von Chiang Kai-shek. Passend zum zehnjährigen Todestages von First Lady Soong May-ling rief die Gedenkhalle einen Design-Wettbewerb aus. Die 50-jährige Ehe zwischen den beiden, Familienwerte, sowie das chinesische Erbe des Landes sollten dargestellt werden.
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Sogar ein passendes Wortspiel hatte man sich ausgedacht: She Ji Jiang (設計蔣) bedeutet phonetisch sowohl Design-Preis, als auch «Chiang-Kai Shek designen». Doch die Veranstalter haben ihre Rechnung ohne die Opposition gemacht.
Ein DPP-Abgeordneter bezeichnete den Wettbewerb als Affront an die Opfer während Chiangs jahrzehntelanger Herrschaft. Die beiden könnten wohl kaum als Symbol für Familienglück herhalten, schliesslich seien unzählige Familien von Chiang Kai-shek zerstört worden.
Chiang-Design unpassend
Darauf kritisierte auch die Ministerin und Bestseller Autorin Lung Ying-tai den Design-Wettbewerb öffentlich. Nach einer Aussprache mit dem Leiter der Chiang-Kai Shek Gedenkhalle wurde der Wettbewerb bis auf weiteres verschoben, so die China Times.
Die Geschichte in den vergangenen fünfzig Jahren sei kompliziert gewesen, so Lung, es wäre zu einfach, wenn man dafür nur eine Person (Chiang Kai-shek) verantwortlich mache, schreibt die United Daily News. Da die damalige Regierung sehr viel Leid über die viele Menschen gebracht habe, sei ein solcher Wettbewerb jedoch völlig unpassend, zumal er von einer offiziellen Stelle organisiert wurde.
Doch auch damit konnte sie es nicht allen recht machen. So forderte ein Politiker der Regierungspartei darauf die Kulturministerin zum Rücktritt auf. Ohne Chiang Kai-shek gäbe es heute schliesslich auch die Kuomintang nicht, so Li De-wei des Zentralkomitees der Partei gemäss der China Times.
Präsident besucht Mausoleum zum Todestag
Auch 38 Jahre nach seinem Tod spaltet das Erbe von Chiang Kai-shek die taiwanische Gesellschaft. Dies obwohl er im Alltag keine grosse Rolle mehr spielt (Asienspiegel berichtete). Zwar prangt sein Konterfei zum Beispiel noch immer auf Münzen, viele Statuen des Diktators auf öffentlichen Plätzen wurden jedoch bereits entfernt.
Während die Opposition Chiang Kai-shek äusserst kritisch sieht, verteidigt die Kuomintang den Generalissimo. So besuchte Taiwans Präsident Ma Ying-jeou auch dieses Jahr wieder das Mausoleum von Chiang Kai-shek. Am Todestag letzte Woche erwies Ma ihm vor dessen Marmorsarkophag die Ehre.
Mehrere Jahrzehnte führte Chiang Kai-shek Taiwan mit eiserner Faust, kritische Stimmen wurden brutal unterdrückt. 1987 hob sein Sohn und Nachfolger schliesslich das Kriegsrecht auf, und machte den Weg frei für den Demokratisierungsprozess der Insel (Asienspiegel berichtete)
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