Die Deutsch­land-Pre­mie­re

Jan Knü­sel ist Grün­der von Asi­en­spie­gel und Co-Regis­seur des Doku­men­tar­films «Nega­ti­ve: Not­hing», der seit letz­tem Okto­ber regel­mäs­sig in der Schweiz und Japan gezeigt wird. In Asi­en­spie­gel Facet­ten schreibt Jan Knü­sel über sei­ne per­sön­li­chen Ein­drü­cke bezüg­lich der Ent­wick­lung des Films.

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Ein voller Saal an der Deutschland-Premiere.
Ein vol­ler Saal an der Deutsch­land-Pre­mie­re. Foto: blog​.jffh​.de

Den gan­zen Tag hat es gereg­net. Die Stadt scheint nicht auf uns gewar­tet zu haben. Durch­nässt trifft sich das Film­team bei der U-Bahn­sta­ti­on Feld­stras­se. Schnell essen wir noch etwas beim Chi­ne­sen und machen uns auf dem Weg zum Projektor.

Der klei­ne aber schmu­cke Vor­führ­raum ist das Herz des Japan-Film­fests Ham­burg. Hier schaut man Film und tauscht sich am Anschluss bei einem Bier und japa­ni­schem Cur­ry aus. Mit einer Engels­ge­duld sorgt Hol­ger dafür, dass die Vor­stel­lung pünkt­lich beginnt. Er ist Geschäfts­füh­rer des Pro­jek­tors, Ope­ra­teur, Kas­sie­rer und Mode­ra­tor in einem.

Trotz Cham­pi­ons-League-Fina­le hat er an die­sem Sams­tag­abend viel zu tun. Die Deutsch­land-Pre­mie­re von Nega­ti­ve: Not­hing ist bis zum letz­ten Platz aus­ver­kauft. Nicht alle Zuschau­er haben einen Sitz­platz. Dass scheint sie nicht davon abzu­brin­gen, im Pro­jek­tor zu blei­ben. Die Trep­pe wird kur­zer­hand zur Sitz­rei­he und die obe­ren Eta­ge zu Ste­phlät­zen umfunk­tio­niert. Es ist eng und heiss im Pro­jek­tor. Ein biss­chen Fussballatmosphäre.

Auf der Suche nach dem letzten Platz.
Auf der Suche nach dem letz­ten Platz. Foto: blog​.jffh​.de

«Mei­nem Knie geht es besser»

Vor dem Film­start wird die Kurz­do­ku Stand Up gezeigt, die einen berüh­ren­den Opti­mis­mus nach der Tra­gö­die des 11. März 2011 ver­brei­tet. Es folgt Nega­ti­ve: Not­hing. Wir vom Film­team genies­sen die Vor­füh­rung ste­hend in der hin­ters­ten Rei­he. Es wird gelauscht, gelacht und geweint.

Nach 80 Minu­ten ist die Deutsch­land-Pre­mie­re vor­bei. Es fol­gen ein unver­ges­se­ner Applaus und herz­li­che Fra­gen aus dem Publi­kum. «Mei­nem Knie geht es bes­ser, es hat aber lei­der nicht gereicht, um den Weg von der Schweiz nach Ham­burg zu Fuss zu gehen», ant­wor­tet Tho­mas scherz­haft auf die Fra­ge, ob sich sein Knie von den Stra­pa­zen der Rei­se durch Japan erholt habe.

Jan Knüsel, Joachim Köhler, Thomas Köhler
Jan Knü­sel, Joa­chim Köh­ler, Tho­mas Köh­ler von links

Berüh­ren­de Geschichten

Eine Dame aus dem Publi­kum ist eigens für den Film aus der Regi­on Braun­schweig ange­reist. Eine wei­te­re Zuschaue­rin erzählt mir nach der Vor­füh­rung, dass sie unser Film­pro­jekt seit den Anfän­gen im Inter­net beglei­tet habe. Sie sei ein­fach glück­lich, bei der Pre­mie­re dabei gewe­sen zu sein. Die wun­der­ba­re Flim­crew von I’ll cry tomor­row (Asu no naku) drückt uns ihre Dank­bar­keit und Begeis­te­rung aus.

Es sind sol­che Geschich­ten, die uns berüh­ren und uns immer wei­ter machen las­sen. Vor fast 8 Mona­ten hat­ten wir Pre­mie­re. Nach über 25 Vor­füh­rung zäh­len wir bereits über 5000 Zuschau­er. Am Japan-Film­fest in Ham­burg durf­ten wir mit der Deutsch­land-Pre­mie­re nun end­lich ein neu­es Kapi­tel aufschlagen.

Mit der Filmcrew von I'll Cry Tomorrow.
Mit der Film­crew von I’ll Cry Tomorrow.

Auch eine Ham­bur­ger Geschichte

Das freut uns alle und Tho­mas Köh­ler beson­ders. Denn Nega­ti­ve: Not­hing ist nicht nur eine Schweiz-Japan-Geschich­te. Auch Deutsch­land ist in jeder Hin­sicht seit den Anfän­gen dabei. Im Ham­bur­ger Abend­blatt erschien im Juli 2011, noch bevor sich die Doku­men­tar­film-Idee kon­kre­ti­siert hat­te, mein aus­führ­li­ches Asi­en­spie­gel-Inter­view mit Tho­mas Köh­ler, der damals Auf­räum­ar­bei­ten im Tsu­na­mi-Gebiet Japans leis­te­te. Es war der unbe­wuss­te Auf­takt zu Nega­ti­ve: Not­hing.

Und noch viel wich­ti­ger: Tho­mas› Vater Joa­chim, der heim­li­che Star von Nega­ti­ve: Not­hing, ist ein wasch­ech­ter Ber­li­ner, der Anfang der 1960er-Jah­re als See­mann in Ham­burg anheu­er­te. Die Pre­mie­re in Ham­burg woll­te sich Joa­chim auf kei­nen Fall ent­ge­hen las­sen. «Ich kann mit Stolz sagen, dass ich der Pro­du­zent von Tho­mas bin», mein­te er vor lachen­dem Publi­kum. Zum ers­ten Mal nach 50 Jah­ren war Tho­mas› Vater wie­der in der Hansestadt.

Tho­mas Köh­lers inspi­rie­ren­de Geschich­te ist damit in jeder Bezie­hung in Ham­burg und in Deutsch­land ange­kom­men – dem lei­den­schaft­li­chen Orga­ni­sa­to­ren-Team des Japan-Film­fests und dem herz­li­chen Pre­mie­ren-Publi­kum sei Dank. Das reg­ne­ri­sche Wet­ter war nach die­ser unver­gess­li­chen Vor­füh­rung nur noch Nebensache.

Mehr zum Film und wei­te­ren Vor­führ­da­ten: nega​ti​venot​hing​.com

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