Eine Shinkansen-Premiere

Kennen Sie Kanazawa? Die Hauptstadt der Präfektur Ishikawa am Japan-Meer wird gerne als «Little Kyoto» bezeichnet. Vom pittoresken Kenrokuen-Garten bis zu den historischen Geisha- und Samurai-Quartieren. Auf kleinstem Raum bietet die Stadt mit ihren knapp 500’0000 Einwohnern zahlreiche historische Sehenswürdigkeiten.
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Von den US-Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg verschont, lässt sich an zahlreichen Orte noch die alte Stadt-Architektur Japans bewundern und erahnen.
Trotz aller Schönheit machen sich verhältnismässig wenig westliche Touristen auf den Weg nach Kanazawa. Denn in dieser wirtschaftlich schwachen Region mit dem Namen Hokuriku, welche die Japan-Meer-Präfekturen Ishikawa, Fukui, Niigata und Toyama umfasst, hält kein einziger Shinkansen-Hochgeschwindigkeitszug.
Beschwerliche Zugreise
3 Stunden und 44 Minuten dauert heute die Reise mit der Bahn von Tokio nach Kanazawa. Es bleibt einzig die Flugverbindung als schnellere Alternative. Doch das ändert sich schon bald. Mit der Eröffnung der Shinkansen-Linie im Frühling 2015 beginnt für Hokuriku ein neues Zeitalter. Eine Reise von der Hauptstadt bis nach Kanazawa wir dann nur noch 2 Stunden und 28 Minuten dauern. Selbst ein Tagesausflug in die historische Stadt wird somit möglich.
An Komfort wird es nicht fehlen. Der Betreiber JR East hat angekündigt auch für diesen Shinkansen die neue Luxusklasse, wie sie bereits für die Linie im Nordosten existiert, anzubieten.
Damit geht schon bald der jahrelange Bau am Streckenabschnitt zwischen Nagano und Kanazawa zu Ende. Die Strecke von Tokio nach Nagano wurde bereits 1997 für die Olympischen Winterspiele fertiggestellt und wird seither erfolgreich unter dem Namen Nagano-Shinkansen betrieben. In einem dritten Bauabschnitt wird die Shinkansen-Linie in den nächsten 15 bis 20 Jahren von Kanazawa nach Kyoto oder Osaka hinuntergezogen.

Streit um den Namen
Zum ersten Mal verläuft damit eine Shinkansen-Strecke entlang dem Japanischen Meer. Die einzige Stadt an der Westküste der Hauptinsel Honshu, die bislang von einem Shinkansen-Bahnhof profitieren durfte, war Niigata. Die Region Hokuriku verspricht sich viel vom Shinkansen. Der Hochgeschwindigkeitszug und seine neuen Bahnhöfe sollen der Region einen wirtschaftlichen Aufschwung bescheren, so die Hoffnung.
Und wenn der Wohlstand einer ganzen Präfektur vom Shinkansen abhängt, wird plötzlich auch die Wahl des Namens der neuen Linie zu einem Streitpunkt, wie die Mainichi Shimbun berichtet.
So kommt für den Gouverneur der Präfektur Nagano, Shuichi Abe nur ein Name in Frage: der Nagano-Hokuriku-Shinkansen. Denn immerhin existiere bereits der Nagano-Shinkansen, der in die neue Linie intergriert wird. Man könne nach so vielen Jahren Nagano nicht einfach aus dem Liniennamen streichen, so das Argument.
Widerstand aus Hokuriku
Die Gouverneure von Toyama und Ishikawa widersetzen sich jedoch diesem Vorschlag. Die Linie sei von Anfang an als Hokuriku-Shinkansen geplant worden. Der Begriff Nagano-Shinkansen sei lediglich eine Zwischenlösung gewesen. Tatsächlich wählte Betreiber JR East 1997 diesen Namen, weil Nagano nicht Teil der Hokuriku-Region ist und ein Ausbau nach Kanazawa damals in weiter Ferne lag.
Auch der Kompromissvorschlag Hokuriku-Nagano-Shinkansen, den die Handelskammer der Präfektur Nagano unterbreitete, stösst in Toyama und Ishikawa genauso wenig auf Zustimmung. «Die Forderung, unbedingt den Namen Nagano einzubeziehen, geht zu weit», so Ishikawas Gouverneur Masanori Tanimoto gegenüber der Mainichi Shimbun.
Noch hält sich JR East bedeckt. Man sei immer noch daran, einen Namen zu finden und werde die Meinungen der lokalen Behörden berücksichtigen. Doch der Betreiber weiss: Es lässt sich kaum verhindern, dass selbst nach der Namenswahl das Thema ein lebhaftes Politikum bleiben wird.
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