Englischkurs für die Mächtigen
Staatsbeamter in einem grossen Ministerium zu sein, ist in Japan ein Traumjob. Hat man die schwierige Eintrittsprüfung geschafft, dann ist einem eine lebenslange Anstellung an den Schalthebeln der Macht im Tokioter Regierungsviertel Kasumigaseki garantiert.
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Von den 25’000 Japanern, die jährlich das Examen für die Stelle eines Top-Bürokraten antreten, erhalten lediglich 1500 den lukrativen Job. Eine breite Palette an Wissen wird dabei getestet. Englischfähigkeiten spielten jedoch eine untergeordnete Rolle. Man beliess es bislang beim Testen des Leseverständnisses.
Das wird sich frühestens ab 2015 ändern. Ab dann soll die englische Sprache ein grösseres Gewicht erhalten. Das Erreichen einer noch festzulegenden Mindestpunktzahl im amerikanischen Englischtest TOEFL, der eine breite Palette an Fähigkeiten prüft, könnte zum Standard für jeden angehenden höheren Staatsbeamten werden, wie die Asahi Shimbun berichtet.
Die Privaten als Vorreiter
Dieser Vorschlag wird Teil des Wirtschaftswachstumsplans sein, den Premier Shinzo Abe im Juni vorstellen will. Englisch sei ein Schlüssel dafür, um in den globalen Beziehungen zu bestehen, so die Begründung. Auch bei den Eintrittsexamen für die staatlichen Universitäten soll Englisch ein grösseres Gewicht erhalten, wie die Nikkei Shimbun berichtet.
In der Privatwirtschaft hat schon vor längerer Zeit ein Umdenken stattgefunden. Beim Online-Händler Rakuten ist Englisch gar zur Hauptsprache für alle 6000 Angestellten geworden. Japanisch wurde in die Privatsphäre verbannt. Nur so könne Japan in der globalisierten Wirtschaft überleben, erklärt Konzernbesitzer Hiroshi Mikitani (Asienspiegel berichtete).
Auch Uniqlo-Besitzer Fast Retailing oder Autobauer Nissan verlangen von ihren Kadermitgliedern schon seit längerem beste Englischkenntnisse (Asienspiegel berichtete).
Widerstand in Kasumigaseki
Tatsächlich schliessen die Japaner im TOEFL-Test regelmässig schlecht ab. Im globalen Vergleich lag das Land 2010 an 135. Stelle von 163 Nationen. Als Folge dessen setzte sich die Wirtschaftslobby vor zwei Jahren erfolgreich für die Einführung des obligatorischen Englischunterrichts in den öffentlichen Grundschulen ein (Asienspiegel berichtete).
Doch nicht überall in Kasumigaseki stösst die neue Englischwelle auf Gegenliebe. Besonders der Vorschlag, selbst eine künftige Beförderung von den Englischfähigkeiten abhängig zu machen, traf gerade bei den Staatsbeamten, die für innere Angelegenheiten zuständig und mit dem Ausland wenig zu tun haben, auf heftige Gegenwehr.
Um einen Konflikt zu vermeiden, hat die Regierung zumindest diese Idee fürs Erste begraben. Für die angehenden Bürokraten heisst es aber ab sofort: «Englisch pauken!»
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