Der gefährliche Blick aufs Handy
Auf einem Bahnsteig im Tokioter Bahnhof Yotsuya war ein 10-jähriger Junge derart mit seinem Smartphone beschäftigt, dass er die Übersicht verlor. Ohne es zu merken, macht er einen Schritt zu viel und stürzte auf die Geleise.
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Noch bei Bewusstsein konnte sich der Junge vor dem zeitgleich ankommenden Zug in den schützenden Zwischenraum unter dem Bahnsteig retten, wie FNN News berichtet. Er zog sich glücklicherweise nur leichte Verletzungen an Mund und Nase zu.
Der Unfall hatte zur Folge, dass 24 nachfolgende Züge der Chuo-Linie Verspätung hatten. 23’000 Passagiere waren laut der Mainichi Shimbun direkt davon betroffen.
Statistik der Sturzunfälle
Das Vorkommnis ist kein Einzelfall. Das Verkehrsministerium führt inzwischen eine Statistik, in der die Stürze von Bahnsteigen während der Benutzung eines Smartphones verzeichnet sind. Letztes Jahr waren es 18 Unfälle.
Das sind lediglich 0,5 Prozent aller Sturzunfälle an Bahnhöfen, doch es wird angenommen, dass die tatsächliche Zahl höher ist. In vielen Fällen können sich die Gestürzten selbst retten oder dem Bahnhofsangestellten fällt der Zwischenfall gar nicht auf. In 35 Prozent der Sturzunfälle bleibt die Ursache zudem unbekannt.
Gehen ohne zu schauen
Solche Unfälle werden kaum abnehmen, gerade wenn man bedenkt, dass die Hälfte der japanischen Bevölkerung ein Smartphone besitzt. Laut der Yomiuri Shimbun hat eine Untersuchung der Universität Tsukuba gezeigt, dass 67 Prozent der Studenten während des Gehens mit ihrem Handy beschäftigt sind.
Dabei reduziert sich das horizontale Gesichtsfeld auf gefährliche 60 Grad. Ausserdem bestätigen über 50 Prozent der Befragten, dass sie wegen ihrer Handy-Nutzung während des Gehens schon mit anderen Passanten zusammengestossen seien.
Die Bahnunternehmen haben reagiert. Die Fahrgäste werden seit einiger Zeit vermehrt darauf aufmerksam gemacht, die Nutzung des Smartphones auf den stark frequentierten Bahnsteigen auf ein Minimum zu reduzieren. Den Blick aufs Handy können sie aber niemandem verbieten.
Die grösste Gefahrengruppe
Übrigens gibt es noch eine viel grössere Gefahrengruppe auf den Bahnsteigen: Die betrunkenen Fahrgäste. Diese sind laut FNN News für rund 60 Prozent der Sturzunfälle verantwortlich.
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