Eine Twitter-Tirade mit Folgen

Der 45-jährige Yasuhisa Mizuno war in der Wiederaufbaubehörde, die nach dem Tsunami vom 11. März 2011 geschaffen wurde, in leitender Position für die Unterstützung der Opfer der AKW-Katastrophe zuständig. Nun hat seine Twitter-Schreibwut seiner Karriere als erfolgreicher Bürokrat einen argen Dämpfer beschert.
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Mizunos Aufgabe war es, konkrete politische Massnahmen zum Schutz der Kinder und der Evakuierten in Fukushima zu formulieren. Nicht immer schien dabei alles glatt zu laufen. So schrieb er nach einer Unterredung mit einer Bürgerrechtsgruppe über Twitter: «Ich habe heute an einem Treffen teilgenommen, an dem ich von Linker Scheisse (wörtlich: sayoku no kuso) verhöhnt wurde».
Anonymes Konto
Das Konto führte Mizuno auf privater Basis unter dem anonymen Nutzernamen @jp1tej. Darin bezeichnete er sich als «öffentlicher Angestellter». In über 600 Tweets kommentierte er dabei unverfroren seinen Arbeitsalltag, wie die Mainichi Shimbun berichtet.
Auch Politiker und ein Kabinettsminister wurden von Mizuno genau so wenig verschont. Einen Abgeordneten beschrieb er auf Twitter als jemanden, der wie die Manga-Figur Doraemon aussehe und einen Minister bezeichnete er als «notorischen Lügner».
Als seine Online-Tarnung aufflog, gestand Mizuno in knappen Worten, dass er die fragwürdigen Tweets geschrieben hatte. Das Nutzerkonto löschte er umgehend.
Entfernung vom Amt
Nach einer heftigen Medienschelte entschuldigte sich Wiederaufbauminister Takumi Nemoto für den Zwischenfall. Laut Jiji News wurde Mizuno von seinem Amt in der Behörde enthoben. Er habe ausserdem einen Verweis bekommen.
Zwar ist es den Bürokraten nicht verboten, sich privat über Twitter zu äussern. Doch der Artikel 99 im Gesetz für Staatsbeamte besagt, dass das die Angestellten der Zentralregierung nicht das Vertrauen in ihr Amt beschädigen und keine Massnahmen ergreifen dürfen, welche die gesamte Bürokratie in Verruf bringt.
Nicht der erste Skandal
Es ist nicht das erste Mal, dass eine leitende Person in der Wiederaufbaubehörde mit unvorsichtigen Bemerkungen für eine mediale Empörung sorgt und damit den Eindruck hinterlässt, dass sich Tokio schon lange nicht mehr um die Belange der Katastrophenopfer kümmert.
Der erste Minister in diesem Amt, Ryu Matsumoto, musste den Hut nehmen, nachdem er sich im Gespräch mit dem Gouverneuer der Krisenpräfektur Miyagi im Ton und Verhalten vergriffen hatte (Asienspiegel berichtete).
Sein Nachfolger Tatsuo Hirano gelang es genau so wenig eine angemessene Wortwahl für die Opfer der Region zu finden (Asienspiegel berichtete).
150’000 Evakuierte
Über zwei Jahre nach der AKW-Katastrophe bleiben viele Probleme in der Präfektur Fukushima ungelöst. Noch leben hier 150’000 Menschen offiziell als Evakuierte.
In die Sperrzone werden die Betroffenen noch lange nicht zurückkehren können, auch wenn die Regierung mit einer neuen Zonenplanung versucht, die Hoffnung am Leben zu halten (Asienspiegel berichtete).
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