Generation NEET
In Japan wird eine junge Generation erwachsen, welche die wirtschaftlich blühenden Jahre bis 1989 gar nie erlebt hat. Sie verdient weniger als ihre Eltern, eine lebenslange Anstellung gibt es für die meisten schon lange nicht mehr und die wirtschaftlichen Zukunftsaussichten in einer alternden Gesellschaft (Asienspiegel berichtete) sehen nicht besonders rosig aus.
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Die Stagnation der letzten zwei Jahrzehnten hat neue gesellschaftliche Phänomene hervorgebracht. Viele junge Leute schlagen sich heute mit schlecht bezahlten Teilzeitjobs durchs Leben. Freeters nennt man sie.
Ende der 1980er-Jahre verzichteten diese Menschen noch bewusst auf den klassischen Karrierepfad des Salaryman, doch seit Beginn der Krise in den 1990ern bleibt aus Mangel an guten Stellen für viele Uni-Abgänger kein anderer Lebensweg übrig.
Die NEET-Generation
Dann gibt es auch die Menschen zwischen 15 und 34 Jahren, die weder einer Arbeit nachgehen noch in einer Ausbildung sind und auch keinen Job suchen. NEET – ein Akronym für «not in education, employment or training» – heissen sie in Japan.
Erhalten die NEETs von ihren Eltern finanzielle Unterstützung, so werden sie nicht selten zu sogenannten Hikkikomoris (Asienspiegel berichtete), die sich in ihr Zimmer zurückziehen, um sich vom ständigen Druck der Gesellschaft zu verabschieden.
Die Vorurteile
Freeters, NEETs und Hikkikomori haben alle gemeinsam, dass sie die klassischen Erwartungen der Gesellschaft schlichtweg nicht mehr erfüllen können oder wollen. Sie alle haben keine soziale Absicherung eines Vollzeitangestellten und darüber hinaus kämpfen sie in Japan gegen den Ruf, wankelmütig zu sein. Vielmehr jedoch sind sie ein Abbild der aktuellen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Probleme und Veränderungen Japans.
Die Situation hat sich in den letzten Jahren verschärft. Inzwischen hat die Zahl der NEET einen neuen Rekordstand erreicht, wie NHK News berichtet. Gemäss dem aktuellen Weissbuch zur Lage der Jugend fallen 650’000 der rund 30 Millionen Japaner zwischen 15 und 34 Jahren in das Schema eines NEET. Seit Beginn der statistischen Aufzeichnung 1995 waren es noch nie so viele.
Bei den Freetern wird die Zahl auf 4,1 Millionen geschätzt. Diese Zahl besteht aus den 1,8 Millionen, die sich freiwillig für diesen Weg entschieden haben und den 2,3 Millionen, die unfreiwillig zu Freetern geworden sind.
Die Support Stations
Seit einigen Jahren hat sich die Regierung dieses Problems angenommen. So gibt es inzwischen in grösseren Städten Berufsberatungen, welche speziell den NEETs und Hikkikomoris helfen soll, den richtigen Karriereweg einzuschlagen und auch psychologische Betreuung anbietet.
Ein Beispiel dafür sind die Saposute, eine Abkürzung für Support Station, welche das Arbeitsministerium 2006 mit den lokalen Behörden ins Leben rief. Laut der Tokyo Shimbun gibt es inzwischen 149 Saposute im ganzen Land.
Die aktuelle Regierung hat zudem angekündigt, die Bemühungen auf Lokalebene weiter auszuweiten, wie die Fukui Shimbun berichtet. Es gehe auch darum, die Jugend wieder mehr für Sportvereine und gemeinschaftliche Aktivitäten zu motivieren.
Letzten Endes werden aber einzig eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung und ein flexiblerer Berufsweg die Probleme der Freeters, NEETs und Hikkikomoris lösen können.
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