Selbstmord nach Fukushima

Kurz nach der AKW-Katastrophe von Fukushima erhängte sich der 64-jährige Hisashi Tarukawa auf einem Baum in seinen Feldern. Dem Gemüse-Bauern aus der Stadt Sukagawa, ausserhalb der Sperrzone, wurde nach dem 11. März 2011 verboten, sein Gemüse zu verkaufen.
Die Regierung in Tokio hat der Präfektur in Fukushima am 23. März einen entsprechenden Erlass zukommen lassen. Der Verkauf von Gemüse sei zwischenzeitlich zu unterlassen, hiess es darin. Für Tarukawa brach eine Welt zusammen. Eine Aussicht auf bessere Tage sah er nicht. Am 24. März 2011 setzte er seinem Leben ein Ende.
Das Eingeständnis von TEPCO
Die Familie von Hisashi Tarukawa ging gegen TEPCO vor. Sie machte den AKW-Betreiber verantwortlich für den Tod ihres Verwandten und forderte eine Entschädigung. Da TEPCO anfänglich jeglichen Zusammenhang bestritt, ging der Anwalt der Familie im Juni 2012 zu Genpatsu ADR, eine Institution, die aussergerichtliche Lösungen für Schadenersatzforderungen bezüglich des AKW-Unfalls anstrebt.
Das Vorgehen zeigte Wirkung. TEPCO hat Ende Mai eingestanden, dass die AKW-Katastrophe beim Selbstmord des Bauerns eine Rolle gespielt hatte. Mit der Familie sei eine aussergerichtliche Lösung gefunden worden, wie die Mainichi Shimbun berichtet. Über die Details wurde Stillschweigen vereinbart.
Der Fall ist ein Novum. Denn bislang hatte TEPCO für solche Klagen kein Gehör. Für die Familie von Hisahi Tarukawa ist die Angelegenheit jedoch noch nicht abgeschlossen. Sie fordert eine offizielle Entschuldigung von TEPCO. Doch so weit will der AKW-Betreiber nicht gehen. Aus juristischen Gründen möchte er keinen Präzedenzfall schaffen.
Weitere Klagen hängig
Denn noch sind einige weitere ähnliche Fälle hängig. So hatte auch eine 58-jährige Frau aus Kawamata in Fukushima, die nach der AKW-Katastrophe in einer temporären Unterkunft verlegt wurde und daraufhin ihren Job verloren, ihrem Leben ein Ende gesetzt. Vor Gericht fordert ihre Familie von TEPCO eine Entschädigung über 91 Millionen Yen (706’000 Euro).
In der Stadt Soma in Fukushima hatte sich ein 54-jähriger Milchbauer ebenfalls das Leben genommen, nachdem er sein Vieh wegen der Strahlengefahr einschläfern musste. Seine Familie hat in Tokio Klage eingereicht.
Beide Fälle sind noch hängig. Der Fall Tarukawa wird beiden Klägern Mut gegeben haben.
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