Urlaubsbefehl für Väter
Männer, die nach der Geburt ihres Kindes eine kurze Auszeit nehmen, gibt es in Japan kaum. Gemäss einer Studie des Arbeitsministeriums machen dies lediglich 2,63 Prozent aller Angestellter in Privatunternehmen. Bei den Bürokraten ist der Wert gar bei noch tieferen 1,8 Prozent.
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Das japanische Gesetz kennt im Gegensatz zum Mutterschaftsurlaub keinen garantierten Vaterschaftsurlaub, lässt aber den Festangestellten die Möglichkeit eines Elternurlaubs von bis zu 18 Monaten, den auch der Vater in Anspruch nehmen könnte.
In Japan ziehen es die Väter jedoch vor, auf dies Möglichkeiten zu verzichten. In der japanischen Unternehmenskultur wird eine Auszeit für das Neugeborene, genau wie der gewöhnliche Urlaub, nicht gerne gesehen.
Kein Urlaub für Väter
Kommt hinzu, dass ein Elternurlaub mit Lohneinbussen einhergeht. Mit ungefähr 40 Prozent des normalen Einkommens muss der Vater in dieser Phase auskommen. Ausserdem muss er damit rechnen, dass sein Posten über die Zeit des Elternurlaubs hinaus an einen anderen Angestellten vergeben wird.
Diese Situation führt dazu, dass in Japan die frisch gewordenen Mütter ihren Job nach der Geburt ihres ersten Kindes gewöhnlich an den Nagel hängen. Die Väter sorgen derweil für das Einkommen und überlassen die Kindererziehung komplett den Müttern.
Der neue Ansatz
Nippon Life Insurance Company, der grösster Lebensversicherer des Landes, will diesen Zustand ändern. Der Konzern schlägt den Vätern künftig aktiv vor, zumindest eine Woche bezahlten Elternurlaub zu nehmen.
«Beruf und Kindererziehung kompatibel zu machen, kann nur im Sinne des betroffenen Angestellten wie auch der Firma sein», erklärt Pressesprecher Akira Shibata. Bereits letztes Jahr hat Nippon Life einen Ratgeber herausgebracht, der aufzeigen soll, wie die Väter Beruf und Kindererziehung in Einklang bringen können.
Das 100-Prozent-Ziel
Bei Nippon Life nahmen vergangenen Jahr nur 1 Prozent der frisch gebackenen Väter Elternurlaub. Der Konzern will diesen Wert noch in diesem Geschäftsjahr auf 100 Prozent korrigieren, wie die SankeiBiz berichtet. Dafür hat er die rund 280 Angestellten, die dieses Jahr Vater geworden sind, zum Elternurlaub aufgefordert.
Nippon Life reagiert mit dieser Massnahme auf das neue Vorhaben der Regierung, der Frau eine bessere Integration in die Arbeitswelt zu ermöglichen. Familie und Karriere sollen sich in Zukunft nicht mehr ausschliessen. Nur so ist in Japan ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum möglich (Asienspiegel berichtete).
Die Trendsetter
Seit einigen Jahren gibt es in Japan eine Minderheit von Vätern, die die Kindererziehung genauso wichtig, oder sogar noch wichtiger als ihren Job nehmen (Asienspiegel berichtete). Ikumen nennt man sie. Es ist ein Wortspiel aus Ikemen, ein gut aussehender Mann und Ikuji, die Kindererziehung. Bisher noch belächelt, könnten die Ikumen schon bald zu Trendsettern avancieren.
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