Verordnete Sommermode

In Japan wird jede Arbeit im sauberen Anzug mit Krawatte oder in der firmeneigenen Uniform verrichtet. Lockere Kleiderregelungen wie teilweise im Westen sind hier gewöhnlich nicht gerne gesehen.
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Einzig während der heissen Monate im Sommer gibt es die von ganz oben verordnete Lockerheit. Dann empfiehlt die Regierung dem japanischen Arbeitnehmer, in kurzärmligen Hemden und ohne Krawatte zur Arbeit zu gehen.
Vor acht Jahren hat der damalige Premierminister Junichiro Koizumi diese Idee umgesetzt. Die leichte Kleidung soll helfen, den übermässigen Stromverbrauch im Sommer zu drosseln. CoolBiz nannte Koizumi seine Kampagne.
Von CoolBiz zu SuperCoolBiz
Nach der AKW-Katastrophe von Fukushima und den damit einhergehenden Stromsparmassnahmen wurde ihr Beginn gar um einen Monat vorverschoben (Asienspiegel berichtete). Aus CoolBiz wurde kurzerhand SuperCoolBiz mit der ausdrücklichen Bitte, die Räumlichkeiten nicht unter 28 Grad zu kühlen.
SuperCoolBiz ist bis heute geblieben, ihr Startschuss wurde jedoch wieder auf Anfang Juni verschoben. Um der Kampagne Gewicht zu geben, geht wie gewöhnlich das Regierungskabinett mit gutem Beispiel voran, in der Hoffnung, dass auch die Salaryman, Japans Geschäftsleute, nachziehen.
Dabei wird gerne das traditionelle Kariyushi-Hemd aus Okinawa getragen. Mit seinen bunten Mustern, seinem weiten Schnitt und dem leichten Stoff ist es das Pendant zum klassischen Aloha-Shirt aus Hawaii.
Abe in rosa
Premierminister Shinzo Abe zeigte sich bei der Lancierung der SuperCoolBiz-Kampagne besonders mutig. In einem langärmligen rosa Kariyushi, einem Geschenk des Gouverneurs von Okinawa, stellte er seine Minister in den Schatten. Nur mit Kabinettssekretär Yoshihide Suga hatte er nicht gerechnet. Genau wie sein Chef trat dieser in einem rosa Kariyushi auf. «Ein Partnerlook», meinte Abe lachend dazu. Suga betonte, dass er im Gegensatz zu Abe eine kurzärmlige Variante trage.
Für Okinawa ist die Kombination von SuperCoolBiz mit Kariyushi zur perfekten Werbekampagne geworden. Das Hemd wurde Anfang der 1970er-Jahre in Anlehnung an das Aloha-Shirt als Werbegag von lokalen Hotelangestellten eingeführt. Schnell verbreitete sich das Kariyushi, das sich perfekt fürs feucht-heisse Klima eignet.
Inzwischen gehört es als Angestellter auf Okinawa zum guten Ton, ein solches Hemd zu tragen. Mit der CoolBiz-Kampagne etabliert sich das Kariyushi nun auch zunehmend als Sommerlook für Unternehmensangestellte im geschäftigen Tokio.
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