Vertragen Sie Alkohol?
Um Alkohol und dessen Abbauprodukte, die Acetaldehyden, im menschlichen Körper abbauen zu können, braucht es die zwei Enzyme ADH1B und ALDH2. Sie sorgen dafür, dass der Alkoholspiegel in einem vernünftigen Zeitraum gesenkt wird. Doch nicht bei allen funktionieren diese gleich.
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Gerade in China, Japan oder Korea gibt es weit mehr Menschen als in Europa oder Afrika, bei denen besonders ALDH2 schlichtweg inaktiv oder in nicht ausreichenden Mengen vorhanden sind. Bei ihnen wird der Alkohol nur ganz langsam abgebaut.
Jeder dritte Ostasiate betroffen
Gesichtsrötungen, Schwellungen, Übelkeit, Herzrasen oder ein sofortiger Rausch nach geringem Alkoholkonsum sind typische Symptome dieser Intoleranz, die weltweit bei 8 Prozent der Menschen vorkommt, wie eine in PloseMedicine publizierten Studie ermittelt hat.
Demnach sind mindestens 540 Millionen Menschen davon betroffen, ein beträchtlicher Teil davon ist asiatischer Herkunft. Schätzungsweise 36 Prozent der Japaner, Koreaner und Chinesen leiden unter einer Alkoholintoleranz.
Über die Ursachen dieser Häufung auf dem asiatischen Kontinent, gibt es noch keine schlüssige Erklärung. Eine These ist, dass diese Genmutation mit dem Beginn der Reiskultivierung vor 10’000 Jahren als natürlicher Schutzmechanismus entstanden sein könnte.
Das Schmiermittel der Gesellschaft
Den Betroffenen wird geraten, auf Alkohol möglichst zu verzichten. Denn für sie besteht bei regelmässigem Konsum ein massiv erhöhtes Risiko an Speiseröhrekrebs zu erkranken, wie der Wissenschaftler Akira Yokoyama ermittelt hat.
Doch ausgerechnet im modernen Ostasien spielt der Alkohol eine wichtige gesellschaftliche Rolle (Asienspiegel berichtete). Es ist das Schmiermittel für den Aufbau guter Beziehungen. In der Universitätszeit wie auch später bei der Arbeit wird gerne in der Gruppe mal ein Bier oder Glas Hochprozentiges zu viel getrunken.
In solchen Momenten fällt es schwer, auf Alkohol zu verzichten. Menschen mit Alkoholintoleranz leiden verständlicherweise besonders darunter.
Der Enzymtest
Ein neues Projekt von Magister-Studenten der Universität Tokio versucht nun, mit einer praktischen Methode auf die Gefahren der Alkoholexzesse aufmerksam zu machen, wie die Mainichi Shimbun berichtet. Versuchsweise bieten sie Mitstudenten Gratistests an, mit denen anhand einer Speichelanalyse die Enzymaktivität zum Abbau des Alkohols ermittelt wird. Gleichzeitig kann der Grad der Alkoholverträglichkeit anhand von 9 Kategorien eruiert werden.
Die Verantwortlichen hoffen, dass damit ein Bewusstsein für Alkoholintoleranz geschaffen wird. «Wir möchten den Studenten klar machen, dass es gefährlich ist, wenn man jemanden zum Alkoholtrinken zwingt, der nicht resistent dagegen ist», erklärt Yuko Takahashi, die an diesem Projekt teilnimmt.
Übrigens finanziert nicht der Staat diesen durchaus sinnvollen Gratistest, sondern ein französischer Produzent edler Tropfen, der, wie es heisst, auf die Gefahren des Rauschtrinkens aufmerksam machen möchte.
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